Volltext: Das 10. Bataillon des oberösterreichischen K. u. K. Infanterie-Regimentes "Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein" Nr. 14 im Weltkrieg

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gerne gesungenes Leiblied geschenkt hatte, verstummt. Seine Leiche 
konnte nicht geborgen werden, da ein heftiger Schneesturm sie in kür¬ 
zester Zeit unter weißen Massen begrub. So ruht er, der begeisterte 
Freund des Hochgebirges, im eisigen Grabe, gleich den anderen mit ihm 
dort Gebliebenen, unvergeßlich für alle, die die so schweren Tage im 
Gebiet des ewigen Schnees mit ihm durchlebt und durchlitten hatten. 
Der Rest der Halbkompagnie wurde bei Nacht durch Teile des 
Bataillons X/59 abgelöst. Von Tag zu Tag wuchsen die Anstrengungen 
und Entbehrungen, die mit bewundernswerter Geduld und unerschütter¬ 
licher Standhaftigkeit ertragen wurden. Jedem, der damals mit dabei 
war, ist der wackere Korp. Reisenzein der 3. Kompagnie in schönster 
Erinnerung, der durch seine Umsicht, sein vorbildliches Beispiel und 
sein unermüdliches Einwirken auf die Kameraden unendlich viel dazu 
beitrug, die schweren Tage zu überwinden. Doch trotz allen guten 
Willens schwand die Kampf- und Widerstandskraft der braven Vier¬ 
zehner von Tag zu Tag. Die namentlich bei Nacht empfindliche Kälte 
hatte zahlreiche und schwere Erfrierungen zur Folge, die den Feuer¬ 
gewehrstand bedenklich herabsetzten. 
Endlich wurde für den 11. Mai die Ablösung in Aussicht gestellt. 
Kurz vor dem Eintreffen des hiefür bestimmten Landsturmbataillons 164 
wurde plötzlich bei dichtem Nebel vom Diavolopaß her starkes In¬ 
fanteriefeuer hörbar, dessen Ursache infolge Versagens aller Telephon¬ 
leitungen bis llh nachts nicht in Erfahrung gebracht werden konnte. Um 
diese Zeit traf das Landsturmbataillon ein, gleichzeitig aber auch fol¬ 
gender telephonischer Befehl: „Diavolopaß gefallen, Ablösung nicht 
durchführen, Kriegsgerät vernichten, unbemerkt vom Gegner loslösen.“ 
Wirklich gelang der Rückzug unbemerkt und unbehelligt; noch zwei 
Tage später war die geräumte Stellung vom Feinde nicht besetzt worden. 
War es übertriebene Vorsicht oder wurde eine Falle vermutet? Schein¬ 
bar waren die Vorgänge an der Ostfront Tirols die tiefere Ursache hiefür. 
Die Aufgabe des Bataillons war undankbar gewesen. Vom sonnigen 
Trient in die Eiswelt versetzt, hatte es — worüber von Anfang an kein 
Zweifel bestehen konnte — die Verteidigung einer bereits verlorenen 
Stellung übernommen. Trotzdem hatte es seine Pflicht wie immer und 
überall restlos erfüllt; um so schmerzlicher wurde der Ausgang der ver¬ 
lustreichen Unternehmung von den Überlebenden empfunden. Das erste¬ 
mal hatte das Bataillon seine Stellung kampflos räumen und, wenn auch 
auf Befehl, dem Feinde überlassen müssen! 
Die auf dem Doss dei Morti eingesetzte Kompagnie war insofern 
etwas besser davongekommen, als der Feind hier keinerlei Angriffe
	        
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