Volltext: Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege 1914 - 18

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Bulgarien schließt Sonderfrieden. 
Der Bukarester Friede hatte in Bulgarien starke Verstimmung hervorge 
rufen, weil er dem Lande in der Dobrudschafrage eine arge Enttäuschung 
bereitet hatte. Man hatte auf die Erwerbung der ganzen Dobrudscha gehofft 
und empfand es als eine schmerzliche Schädigung, nur die Hälfte des Zuge 
sagten erhalten zu haben. Daß die deutschen Etappentruppen aus den von 
Bulgarien besetzten Gebietsteilen nicht abgezogen wurden und die Über 
gabe der Verwaltung dieser Gebiete an Bulgarien unterblieb, erregte Miß 
trauen. Die breite Masse des bulgarischen Volkes sah sich um die vom Bünd 
nisse mit den Mittelmächten erhofften Vorteile getäuscht und war kriegs 
müde. Die im Volke entstandene Verdrossenheit wurde durch geschickte 
Werbearbeit, deren Mittelpunkt der Gesandte der Vereinigten Staaten von 
Nordamerika in Sofia 114 ) war, so sehr gesteigert, daß sich bald ein vollkom 
mener Stimmungsumschwung des bulgarischen Bundesgenossen zeigte. 
Rein zahlenmäßig hätten die vom Prespasee bis zur Strumamündung in 
vier Frontabschnitte gegliederten und in Höhenstellungen eingebauten 267 bul 
garischen Bataillone dem Gegner wohl standhalten können. Albanien wurde 
von drei k. u. k. ITD., verstärkt durch mehrere deutsche Bataillone und 
Batterien, gedeckt. Aber schon Ende Juli 1918 erhielt das AOK. vom 
Militär-Generalgouvernement in Belgrad Nachricht darüber, daß die Hal 
tung Bulgariens zweifelhaft und unsicher sei und daß bis Mitte September 
mit dem Umschwenken dieses Bundesgenossen gerechnet werden müsse. Die 
Nachrichten über einen feindlichen Angriff verdichteten sich und bald wur 
den sowohl Tag als auch Ort der gegnerischen Offensive, die die Kraft der 
Bulgaren völlig zermürben sollte, genannt. 
Der Angriff der Salonikiarmee begann, wie erwartet, am 15. September 
im Raume zwischen Vardar und Cerna. Im Abschnitte Rahovo—Dobropolje 
wurde die bulgarische Front durchbrochen. Französische Divisionen über 
rannten die 2. bulgarische Division; die danebenstehende 3. Division wurde 
mitgerissen und die Panik setzte ein. Die Bulgaren wichen in breiter, sich 
bis auf 35 km in die Breite und 40 km in die Tiefe erweiternder Lücke und 
zogen sich auf die bulgarische Landesgrenze zurück. Am 22. stand der Feind 
schon vor Negotin, die bulgarische Armee war in zwei Teile gespalten. Der 
Versuch, die Truppen zum Ausharren zu bewegen, war vergeblich. Bald 
114 ) Bulgarien und die Vereinigten Staaten von Nordamerika befanden sich nicht im 
Kriegszustände.
	        
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