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bloß von Gutsbesitzern. Die Brennerei mag klein sein, mag nur sechs
Monate arbeiten, aber sie hängt an einem großen Gute eines reichen
Mannes. Und s el b st wenn das nicht so wäre, wenn der
Mann arm wäre! Dann unterstütze man ihn offen durch die
öffentliche Armenpflege, denn das Steuerwesen und das Armenweserr
sind ganz verschiedene Dinge.
Indessen ist diese Liebesgabe noch nicht die schlimmste. Denn
der von Produktionsbrennern erzeugte Alkohol tritt an Menge zurück
gegenüber dem Konsumbranntwein:
Erzeugte Alkoholmenge in Hektolitern
in Konsum- in Produktions
brennereien brennereien
(Großbetriebe) (Kleinbetriebe)
Während der Kampagne 1888/89 1,046.000 13.400
„ „ „ 1895/96 1,384.000 12.900
„ „ „ 1900/01 1,514.000 18.600
„ „ „ 1907/08 1,622.000 14.358
Es wird also nur ungefähr Vio des Branntweines in diesen
kleinen Brennereien erzeugt, rund 16.000 Hektoliter. Aber immerhin
erhalten die 31.604 Besitzer dieser Betriebe bereits die ansehnliche
Liebesgabe von 360.000 Kr.! Damit sind die Produktionsbrenner
erledigt, wir haben uns nunmehr mit den Konsumbrennern zu be
sassen.
2. Die ausgiebige Plünderung der Konsumenten setzt erst bei
den großen Brennern ein. Alle Konsumbrenner besitzen Groß
betriebe. Die Ausrede des kleinen Mannes trifft also gar nicht zu,
wenn auch bei ihnen Nachlässe gewährt werden. Sie werden aber
in größtem Maße erst hier eingeführt durch das sogenannte K o n-
t i n g e n t.
Was ist das Kontingent?
Oesterreich konsumiert im Jahresdurchschnitt die horrende Summe
von einer Million Hektolitern reinen Alkohols (genauer 1,027.661
Hektoliter).*) Dieses Quantum brauchen wir. Würde dieses ganze
Quantum zu dem billigeren Steuersatz erzeugt werden, so würde kein
Käufer den höher besteuerten Spiritus kaufen müssen, es würde also
niemand einen solchen Spiritus erzeugen. Daher muß eine Grenze
unter einer Million Hektolitern festgesetzt werden, ein geringeres
Ouantum, das zur billigen Steuer hergestellt wird. Das tut der
neue Entwurf, indem er erklärt:
987.000 Hektoliter werden zum billigen Satz von 140 H.
hergestellt; was darüber erzeugt wird, muß den höheren Satz von
164 H. tragen.
Es muß aber mehr erzeugt werden, weil wir ja über eine
Million Hektoliter brauchen! Dieser Mehrbetrag muß dann auch
zum vollen H ö ch st p r e i s e bezahlt werden. Alkohol aber ist Alkohol
und hat denselben Handelspreis, wie alle Semmeln gleichviel kosten.
*) Siehe stenographisches Protokoll der Spirituskontingent-Enquete. Wien, 1908.