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läge bewirkt eine gleiche Preissteigerung. Der Staat könnte auch
nnders vorgehen. Gesetzt, eine bestimmte Bevölkerung brauche täglich
1 Million Semmeln, welche von tausend Bäckern erzeugt werden;
nun fände der Finanzminister, daß es wünschenswert fei, j nur
200.000 Semmeln mit 2 H. zu besteuern, jene Semmeln, die
bei den mißliebigen Bäckern eines Ortsteiles erzeugt werden, alle
nbrigen 800.000 Semmeln aber bloß mit 1 H. zu belasten. Was
nun? Werden die Semmeln jetzt 4 -b 1 — 5 oder werden sie 4 4- 2 = 6
Heller kosten? Man braucht nicht lange nachzudenken, um zu finden:
La die Bevölkerung die volle Million Semmeln braucht, so können
auch die minderbesteuerten Bäcker den Preis hochhalten, die ganze
Million muß um 6 H. per Stück bezahlt werden.
Eine überaus interessante Erscheinung. Diese Verschiedenheit
des Steuersatzes, die Steuerdifferenzlerung wirkt so, daß die Be
völkerung faktisch den höchsten Steuersatz bezahlt.
Im Preise der Ware ist kein Unterschied, ob der Staat jedes Stück
gleich besteuert oder nicht, jedes Stück kostet im zweiten wie im ersten
Fall 6 H. Aber im ersten Fall, bei der gleichen Besteuerung,
steckt der Staat den vollen Betrag, also zweimal eine Million Heller
ein, im zweiten Fall hingegen nicht. Er bekommt 2X200.000 und
1X800.000, also im ganzen 1,200.000 H., um 800.000 H. we
niger. Diese 800.000 H. pro Tag, die auch infolge der Besteue
rung von der Bevölkerung gezahlt werden, kommen dem Staate gar
nicht zu, sie fallen in den Sack der Bäcker, welche selbst ein bißchen
Staat spielen und Steuergelder einkassieren. Der Staat macht ihnen
einfach aus Steuergeldern ein Präsent von 800.000 H. pro Tag.
Dieser krasse Fall hat sich natürlich nirgends ereignet, er dient
nur zur Veranschaulichung des Satzes: Im Falle der Diffe-
r e n z i e r u n g einer indirekten Abgabe zahlt das
Publikum normalerweise den höchsten Steuersatz.
Der verminderte Steuersatz stellt einfach ein Ge
schenk, eine Liebesgabe an den Erzeuger des Ar
tikels dar.
Das System der Liebesgaben, das meines Wissens von den
preußischen Junkern erfunden und bei uns 1888 eingeführt worden
ist, beruht auf dieser Preisbildung nach dem höchsten Steuersatz. Es
wird mehrfach angewendet:
1. Die Differenzierung zwischen Konsumabgabe und Produktions
abgabe. Die großen, fabriksmäßigen Brennereien (oben 1a und 1 b)
Zahlen den vollen Steuersatz von 164 H. für den Liter reinen
Branntweines (das ist den Hektolitergrad Alkohol). Die kleinen Be
triebe oder die P ro d u k t i o n s b r e n n e r e i e n (2 a und 2 b)
zahlen den verminderten Steuersatz von 140 H. Sie stecken also
normalerweise 24 H. per Liter oder 24 Kr. per Hektoliter in ihren
Privatsack.
Aber vielleicht ist das gerechte Sozialpolitik! Begünstigung des
kleinen Mannes? Keineswegs. Die Produktionsbrennereien werden
so nebenher neben der Landwirtschaft betrieben, und zwar faktisch
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