Volltext: Der österreichische Staatshaushalt und die Steuerreform (Teil II. / 1909)

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erhöht, daß sich der Finanzminister bloß einen Gewinn von einer 
halben Million verspricht. 
b) Die Einkommensteuer 
von Einkommen über 20.000 Kr. wird ein wenig hinaufgeschraubt. 
Während bisher die höchsten Einkommen 6 Prozent zu leisten haben, 
sollen ihnen in Hinkunft höchstens 6 Prozent abgenommen werden. 
Natürlich bringt eine so geringfügige Aenderung nicht viel ein: im 
ganzen nicht einmal vier Millionen. 
e) Die sogenannte Junggesellensteuer, 
die jedoch fälschlich so bezeichnet wird, da alle Unverehelichten und 
'alle Kinderlosen, auch kinderlose Eheleute, auch alleinstehende, ver 
mögende Frauen in Hinkunft eine e r höhte Einkommensteuer leisten 
sollen. Steuerpflichtige, zu deren Haushalt kein Angehöriger gehört, 
follen eine 15prozentige Erhöhung, solche, zu deren Haushalt nur 
ein Angehöriger gehört, eine Zehnprozentige Erhöhung ihrer Ein 
kommensteuer erfahren. 
d) Die Tantiemenftener. 
Die Verwaltungsräte müssen ihre Bezüge getrennt satteren und 
auch sie haben in Hinkunft für dieselben je nach der Höhe 2, 4, 6 
oder 8 Prozent besondere Einkommensteuer zu zahlen. Auch diese 
Steuer würde weniger als eine Million eintragen. 
Alle vier neuen Personalsteuern sichern dem Staate zusammen 
genommen eine Mehreinnahme von blost 10 Millionen Kronen 
und sind also, trotz des Lärmes, den man'von ihnen macht, ganz 
unbeträchtlich. 
Line Iibebe. 
Nur eine kleine Reform des Entwurfes kommt der Arbeite r- 
fchaft zugute. Nach einem von sozialdemokratischen Abgeordneten 
im Budgetausschusse gemachten Vorschlage, dm die Finanzverwaltung 
aufgegriffen hat, soll eine Erleichterung der Familienbesteuerung er 
folgen. Bekanntlich wird dem, was der Hausvater verdient, heute 
der Verdienst der Frau und der Hauskinder zugerechnet. So kommen 
viele Arbeiterfamilien in eine höhere Stufe des Einkommens und 
zahlen so viel Steuer wie vermögende Leute, die ohne Arbeit vom 
bloßen Besitz das gleiche Einkommen beziehen. Die sozialdemokratischen 
Vertrauensmänner der Arbeiter, welche ja oft auch in Steuersachen 
hilfsbereit eingreifen, haben in zahlreichen Fällen die Unbilligkeit 
dieser Familiensteuer erfahren und auf ihre Unerträglichkeit hin 
gewiesen. Der Entwurf schlägt vor, Familien, die im ganzen nicht 
mehr als 4000 Kr. verdienen, wenn dieser Verdienst aus Arbeit 
stammt, anders zu behandeln: In Hinkunft soll bei diesen der Arbeits 
verdienst der Frau und der Kinder nicht mehr zu jenem des Mannes 
hinzugerechnet werden. Dadurch werden manche bisher besteuerten 
Arbeiter gar keine, manche nur eine geringere Personaleinkommen-
	        
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