Volltext: Heimat

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Sie stellten den Sarg- zu Boden und trockneten ihre geröteten 
Stirnen. 
Das alte Weiblein heftete aber ihre Blicke unbeweglich auf den 
Spruch, der in goldenen Lettern über dem Tore prangte: »Gehet ein 
zum ewigen Glück!« — und wieder las sie ihn und wieder. Und 
dann schaute sie lang auf den Sarg und wieder auf den Spruch 
und wieder auf den Sarg. . . . 
Da hoben die Knechte den Sarg und nun ging’s zwischen den 
Gräbern hindurch. 
Es lag wie ein stiller Traum über den Hügeln. 
Die Blüten senkten ihre Köpfe, als lauschten sie, die Halme 
bebten und schwankten. Im Gezweige der Trauerweide sass eine 
Amsel und jubelte ihr sonniges Lied in den hellen Tag hinaus. . . . 
Unter dem Baum aber gähnte es tief —- — tief — und doch 
schien dem alten Weiblein die Grube viel zu klein, als dass sich darin 
soviel Leid verbergen Hesse, als der im Sarge sein ganzes Leben 
trug . . . 
Dumpf rollte der Sarg in die Tiefe — dumpfer polterten die 
Schollen nach — dumpfer . . . 
Die Amsel aber hob ihre Schwingen und flog über die Kirchhof 
mauer hinweg weit . . . weit
	        
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