Volltext: Heimat

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Nacht. 
Aus tiefen Tälern kommt die Nacht, 
Bergan die Schatten wallen. 
Das letzte Vogellied erstirbt; 
Ich hör’ es noch verhallen. 
Nun alles ruhig, regungslos, 
Die Nähe und die Weiten, 
Und meine stille Seele schwelgt 
In Traumesheimlichkeiten. 
Via mortis. 
Die Helme in die Stirn gedrückt, umwunden rings von Dornen, 
So zogen sie die Strasse hin, die Müden, die Verlornen. 
Erloschen ihrer Augen Blitz, das frohe, freud’ge Leuchten, 
Zur Erde wandten sie den Blick, den scheuen, tränenfeuchten. 
War mancher, der die Fiedel strich bei fröhlichen Gelagen, 
Und mancher, der sein Schlachtschwert schwang an unheilschweren Tagen, 
Und viele, die in Jugendmut auf Abenteuer zogen 
Ermüdet schritten sie vorbei, — verwundet — und betrogen . . 
Ein leises Summen weither noch wie windverwehte Lieder; 
Ein düstrer Vogel folgt dem Zug mit schwärzlichtem Gefieder. 
Martin. 
Ein kahles, weissgetünchtes Stübchen. Von den Wänden tropft 
es unablässig. Beklemmender Geruch schwängert die Luft. Ueber 
den schmutzigen Zimmerboden gleiten die Sonnenstrahlen, tasten an 
den Wänden hinauf und malen irrende, zitternde Lichter. 
Im engen Gitterfenster steht ein Geranienstock, — müde, — 
welk hängen Blätter und Blüten. 
In der Ecke eine hagere Strohschütte und von dort wimmert und 
stöhnt es unablässig; wie die gleitenden Tropfen — immerfort. . . 
Daneben kniet ein altes Weiblein, die feuchte kalte Stirne des 
Sterbenden mit einem Lappen trocknend.
	        
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