Volltext: Heimat

Rudolf Kafka: 
Jugend. 
Der vielen Tage dumpfer Hauch 
War lange rings um mich. — 
Die Qual der Sehnsucht 
Nach fernem, unbekanntem Glück, 
Nach Menschen, 
Die dem Zwang der rost’gen Fesseln 
Zu trotzen sich erkühnen, 
Zuckt manchmal gleich dem halbverglühten Funken 
In des Herdes abgedämpfter Asche 
In mir auf, doch müd’ und kraftlos 
Und vergebens. — 
Wenn aus dunklem Gefühl und schwerem Traum 
Verstohlen leise Gedanken aufwachten', 
Um in alte Formen und blasse Worte 
Ihren Gehalt zu ergiessen, 
Da zog ein warmer Blutstrom 
So seltsam, so fragend durch’s Herz, 
Als müsst ich reden . . . 
Aber wenn ich wieder hinausgemusst 
In den kampfheischenden Tag, 
Da schwieg ich . . . 
Und das Leid der stummen Gedanken 
Betört ich mit stumpfer Verachtung 
Und lieblosem Trotz, 
Und die Flammen der Jugend 
Sanken dahin und verlöschten in Nacht. — 
Aber er, 
Der des Werdens ewiges Wunder schuf, 
Hat in bracher Scholle verlorene Körnlein 
Zu frühlingsfreudigen, grünen Halmen gevrandelt, 
Und es wuchs die Jugend.
	        
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