Volltext: Beiträge zur Ortsnamenkunde Tirols. (Erstes Heft 1893)

I. 
Lateinisch MN in Ortsnamen. 
Ursprüngliche oder durch Yocalausfall entstandene Ver¬ 
bindung mn (m’n) erfährt in den Ortsnamen, wo wir sie nach 
dem ganzen Klange derselben voraussetzen dürfen, eine Ver¬ 
änderung, die von den in den romanischen Sprachen gegebenen 
Fällen nicht erheblich abweicht K Wir finden mn - mm - mb - m; 
mn - mm- mb; mn - mm; mn-m; nin-nn (nd). 
1. AMNIS, Fluss, Waldbach, fliessendes Wasser, Wasserlauf. 
Zammes 1271, 1288, 1313, 1350; 1288 auch schon Zams; 
später wird häufig Zambs geschrieben, heute das Dorf Zams 
bei Landeck O.I. 
Die ziemlich weite Ebene und die Bucht, in der das Dorf 
liegt, ist ursprünglich sicher von Rinnsalen des Innflusses durch¬ 
zogen und mit Weidenauen bedeckt gewesen, darum auch erst 
allmählich urbar gemacht und besiedelt worden1 2. Wie ich glaube, 
steckt nun, die Flussrinnsale bezeichnend, lat. amnes in diesem 
Namen, sei es nun, das z — aus der deutschen Präposition ze 
(ad) — einfach vorgeschlagen ist, oder dass eine vollere Form 
galt, wie sie sehr passend das mlat. «mediamnae (mediamnes) = 
insulae vel terrae in mediis amnibus emergentes» (DC) bietet. 
Auch im letztem Falle konnte das anlautende me- wegen Ver¬ 
wechslung mit dem deutschen Artikel (Dativ Singul.) leicht ab- 
fallen3, -diamnes aber regelrecht zu -zammes werden. 
1 Vgl. Diez Gramm. I. S. 215, 216; Meyer-Lübke roman. Lautl. 
§ 486. 
2 Vgl. Tinkhauser-Rapp Topogr. IV, S. 3—4, wo es bei Zams 
heisst: «Die älteste Ansiedlung in dieser Gegend ist ohne Zweifel auf dem 
Berge, wo Sauers liegt, zu suchen; später siedelten sich die Leute auch 
in der Niederung am Innflusse an und machten die dortigen Gründe und 
Auen urbar.» 
3 In ältern Urbaren finden sich nicht gar selten Ortsbezeichnungen 
wie: «in me gerune» — in dem Gerinne, «ouf me staine» = auf dem 
Steine, «an me leuner» ==* an dem Lahner (Lawinen- oder Muhrfall) u. a. 
Vgl. dazu Weinhold Bair. Gramm. § 363. 
Chr. Schneller. Ortsnamenkunde Tirols. 
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