Volltext: Heimatbuch des Marktes Zell bei Zellhof

Die Landschaft um Tell bei Nellhof 
(Bilder aus dem östlichen Mühlviertel.) 
Bon Dr. med. und Phil. Eduard Kriechbaum, Braunau a. Inn. 
W. H. Riehl, einer unserer großen Führer auf dem weiten Gebiete 
ber deutschen Volkskunde, unterscheidet in seiner berühmten „Natur- 
geschichte des deutschen Volkes" zentralisierte und individualisierte Land- 
schaften. Die ersteren kennzeichnet eine gute' Wegsamkeit; den Verkehrs- 
ädern, also den Wegen, Straßen und Bahnen, treten nur unbedeutende 
Hindernisse entgegen. Ein in solcher Art und Weise offenes Land sammelt 
in einem günstigen. Mittelpunkte die Verkehrswege und bringt an dieser 
Stelle eine große 'Siedlung, den Vorort des ganzen Gebietes zur Ent- 
Wicklung. 
Anders liegen die Verhältnisse in einer individualisierten Landschaft. 
Hier begegnet uns selbst auf kurze Strecken hin ein auffallend unruhiges 
Gelände. Tief eingefurchte Täler und steile Felsen- oder Waldhänge führen 
die Straßen unaufhörlich bergauf und -ab. Das stark bewegte Relief läßt 
nur kleine und für sich isolierte Ebenheiten für Siedlungsböden geeignet 
erscheinen. Das östliche Mühlviertel ist abseits von Feldaistsenke und 
Machland bis zu den niederösterreichischen und böhmischen Grenzwäldern 
ein im wahren Sinne des Wortes individualisiertes Land. Der Auf- 
stieg auf die Hochflächen vollzieht sich zwar sowohl von der Donauebene, 
als auch von dem alten Moldaulaufe der Feldaistsenke nicht in jäher Steile, 
sondern in oft gut'ausgeprägten Stufen — die Nebenflüsse der Donau 
haben aber das hochgelegene Land in zahlreiche kleine Plateauflächen 
Zerschnitten. Der uralte Granitrumpf war vielleicht einmal schon ziemlich 
eingeebnet. Mit der mächtigen Alpenfaltung, bezw. Hebung wurde auch 
das Mühlviertler Granitplateau gehoben und den der Donau zueilenden 
Nebenflüssen ein stärkeres Gefälle verliehen. Den douaunahen Unterlauf 
von Aist, Naarn und den anderen kleinen Neben- und Zuflüssen belebte 
nun ein bedeutende Erosionskraft, die stellenweise tiese Furchen einnagte. 
Diese Tiefenerosion hat den Oberlauf der Flüsse und Bäche noch 
nicht erfaßt — deshalb sind in den nördlichsten Partien des östlichen Mühl- 
Viertels Weghindernisse durch tiefe Talschluchten nicht zu finden; da be- 
dingt der Waldreichtum, die Moorbildung sowie die hohe Lage eine weit- 
gehende Siedlungsarmut; hier war der einzelne Siedler fast ohnmächtig 
— nur größere Gruppen konnten, vom Rande aus, dem Walde mühsam 
an den Leib rücken. Geschlosseue Reihen-, bezw. Kettendörfer sind dadurch 
die beherrschende Siedlungsform. In den mittleren und südlichen Teilen 
des östlichen Mühlviertels zerlegen die oben erwähnten Flußtäler den auch 
im übrigen reich gewellten Mantel in eine Unsumme kleiner in sich gut 
abgeschlossener Riedel. Hier hat die Natur die Kleinformen im Siedlungs-
	        
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