Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

Die Frau wurde hingestellt, „als ein Weib, deren Lästerzunge wohl att* 
gemein bekannt und gefürchtet ist"; dem Manne wurde „täglich schlecht 
ter werdender Schulunterricht" vorgeworfen und der neugewählte Gemeinde- 
ausfchuh aufgefordert, „das Vertrauen der Wahl dadurch zu rechtfertigten, 
dah dieser in gegenwärtiger Epoche wichtige Posten durch einen tüchtigern 
Mann als Scheibert ist, ersetzt wird, ansonst sämtliche Familienväter sich ver¬ 
bürgen, fernerhin keines ihrer Ainder in diese erbärmliche, öffentliche Schule 
zu schicken und zu den wiederholten Demonstrationen schreiten werden." 
Der Schulmeister verteidigte sich ebenfalls öffentlich und man 
muh gestehen, er war mahvoller und geschickter als feine Angreifer; kurz 
und gut, es war ein heftiges Für und Wider und es dauerte längere 
Leit, bis sich der Sturm im Wafferglafe gelegt hotte. Lum Glücke waren 
die Behörden objektiv genug und gingen auf die verlangte Versetzung 
nicht ein-, Scheibert blieb bis zu feinem Tode in Arfahr. 
Aber nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat betätigte die 
Arfahrer Garde ihre Angriffslust. 
Am lö. Oktober schifften sich 140 Arfahrer und Linzer Freiheits¬ 
helden nach Wien ein und beteiligten sich dort an den heftigen Strahen- 
kämpfen, bei denen mehrere und auch ihr Pauptmann, der Arfahrer 
Tuchfcherer Fr. Dihl am 28. Oktober den Veldentod fanden. Gin Arfahrer 
Gardist, der Gchfenwirt Johann Prager schildert als Augenzeuge den 
Vorfall wie folgt: 
„Bei der Aückkehr vom Hauptquartier, wo Pauptmann Aihl den 
Tagesbefehl übernommen hatte — es war zeitig früh -- wurde von 
einem pause nächst der Barrikade auf der Jägerzeile von einem Balkon 
aus, ein Schuh auf Aihl abgegeben, der ihn in die Brust traf. Der 
Tagesbefehl, den Aihl in der Brusttasche trug, wurde an vier Stellen 
durchbohrt, im Schulterblatt blieb die Angel stecken. 
Aihl, der sofort zusammenbrach, glaubte, dah er nur einen Streif- 
schuh erhalten habe, doch wurde durch die nähere Antersuchung der Grnst 
der Verwundung bald sichergestellt und Aihl nach Extrahierung der Angel 
ins Lazarett überführt, wo er nach drei Tagen der schweren Verwun¬ 
dung erlag; er liegt in Wien begraben. 
Ein Gardist, der Tapezierer Arieger aus Arfahr, Hatte den Schützen, 
welcher nach dem Schaffe hinter der Valkonbrüstung verschwand, noch 
rechtzeitig erspäht und streckte ihn, als er, um wieder eine Angel abzu¬ 
senden, hinter dem Balkon hervortrat, mit einem wohlgezielten Schuffe 
nieder, so dah der Aörper des Getroffenen, sich überstürzend in das 
Limmer zurücksiel. Es war ein schwarzgekleideter Herr, welcher einige 
Diener hatte, die dann, als die Mobilgarde das paus gestürmt hatte, 
um ihr Leben flehten." 
Die Linzer Leitungen durften damals bezeichnenderweise keinen 
Bericht über Aihls Tod bringen. Die Stadtgemeinde Arfahr hat aber 
das Andenken des gefallenen Freiheitshelden durch eine Strahenbe- 
nennung geehrt. 
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