Volltext: Rückblick auf die Geschichte der Stadt Urfahr a. D. in Oberösterreich

bau begonnen werden; im Jahre 1812 waren noch 9 Brandstätten im 
Orte. Manches ganz „rasterte" Käusl wurde überhaupt nicht mehr auf¬ 
gebaut, fo verschiedene Baulichkeiten bei der Drücke. Und wie altes 
Schlechte doch auch ein Gutes haben kann, fo verdankt auch Urfahr 
eigentlich erst jenen Verwüstungen das freie „ Platz!", denn früher war 
die Brückenznfahrt von ebenerdigen Kramladen und gemauerten Ver¬ 
kaufsbuden nmfänmt gewesen. 
Wie bedeutend die Zerstörungen waren nud wie die Ortsbe¬ 
wohner Jahrzehnte lang an den Folgen derselben zn leiden hatten, fei 
nur an zwei Beispielen ausgeführt. 
Urfahrs Stammgnt, der Wair zn Wairstorf war ebenfalls samt 
der Uberlände fast ganz niedergeristen worden, der Obstgarten und Danswald 
(wo?) waren zur pallifadengewinnung verwendet worden, die Felder 
waren durchwühlt von Schanzen. 
Lnm Wiederaufbau hatte Jof. Viefeneder einen „orarialifchen" 
Vorschuß von 5000 fl erhalten. 1812 klagte er in einem Gesuche über feine 
Vot in der schweren Leit, daß er das Uberlendhänsl noch immer nicht 
habe aufbauen können nnd bat nm Vachlaß der noch restlichen Schuld. 
Oer erschöpfte Staat konnte ihm feine Bitte nicht gewähren und erst 
1839 halte Viefeneder feine Franzofenanleihe ganz getilgt.^ 
Kirche, pfarrhof, Schullehrer- nnd Leichenhaus hatten durch die 
Beschießung ebenfalls sehr gelitten.. Oie Wiederherstellung dauerte bis 
18)3 nnd erforderte 8271 fl. Im Jahre 1811 waren die Kosten ans 5292 fl 
berechnet worden, aber infolge der „ Kriegspreife" vermehrten ste stch 
um 2779fi.14 
Vatürlich konnten die verarmten Bürger nicht auf eigene Kosten 
bauen und die Urfahrer bekamen bedeutende Unterstützungen, angeblich 
eine Million Gulden, aber nicht vom Kaiser, wie der Geschichtsschreiber Kurz 
angibt, sondern vom Staate, wie aus den alten Grundbüchern ersichtlich 
ist, denn die Vorfchüste wurden stchergestellt und mußten, allerdings lang¬ 
fristig abgezahlt werden. 
Oaß das endlose Kriegsgemetzel auch schon vor 100 Jahren man¬ 
chen verbitterte, beweist eine anonyme Oruckfchrift „Vertraute Briefe 
über Österreich, 1809" in' der auch über die Beschießung Urfahrs abgeurteilt 
wird und der österreichischen Leitung schwere Vorwürfe gemacht wnrdenp 
Mit 1810 waren aber die Gut- und Blutopfer Österreichs noch 
lange nicht beendet. Oie Vequirierungen, Vekrutierungen und Dinquar- 
tierungen dauerten bis 1815 fort und wir bewundern wirklich den Pa¬ 
triotismus nuferer Vorfahren, der ste nach 20 Kriegsjahren noch begei¬ 
sterte, dem durchfahrenden Kaiser bis Ebelsberg entgegen zu ziehen mit einer 
eigens angeschafften Feststandarte, die noch heute erhalten ist (im Linzer Mu¬ 
seum). Oer Katzenjammer blieb allerdings auch damals nicht aus: 1816 
kostete ein Metzen Weizen 43 fl (vor den Franzosenkriegen 5 bis 6 st) 
und die folgenden Bankerotte ernüchterten auch die Urfahrer gründlich. 
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