Volltext: Luther und das Landl

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Denker: eingegriffen hätte. Wohl war ihm in der Umgebung des Kaisers 
die ehrwürdige Gestalt des Leibarztes ausgefallen, wie ein Blitz aber 
durchzuckte es ihn, als er erfuhr, daß dieser, Loans mit Namen, ein Jude 
sei. Sollte dies der Mann sein, der ihm das Verständnis der hebräischen 
Sprache öffnen könnte? Bald saß der gefeierte Gelehrte als eifriger 
Schüler zu den Füßen Loans, wurde es immer mehr seine Überzeugung, 
daß die Bibel nur aus dem Urtexte richtig verstanden werden könne. 
In: Fluge vergingen die Tage. Sein Reisezweck war erreicht. Reich 
an Ehren war der Abschied von Linz. Aber wichtiger als Wappen und 
Adel, vom Kaiser verliehen, war Reuchlin die Freundschaft mit Loans. 
Kaum zog der Frühling 1493 ins Land, kan: Reuchlin wieder nach Linz, 
um seine Studien fortzusetzen. Dem Kaiser war diese Beschäftigung nicht 
entgangen und eines Tages gab es eine große Überraschung. Der Kaiser 
hatte heimlich von Wien ein hebräisches Altes Testament, ein Pracht 
exemplar aus vierhundert Pergamentblättern mit Bildern in Gold und 
anderen Farben, kommen lassen, ein wahrhaft kaiserliches Geschenk. Reuch 
lin war überglücklich. Prophetisches Ahnen lag in seinen Dankesworten an 
den Kaiser: „Die hebräische Sprache muß mit Gottes Hilfe Herfür. Sterbe 
ich dann, so habe ich doch einen Anfang gemacht, der nicht leicht zergehen 
wird". 
Bis Ende 1493 blieb Reuchlin noch in Linz, um seine hebräischen 
Studien zu vollenden, deren Ergebnisse später Luther in den Stand setzten, 
in seiner Bibelübersetzung ein bis heute unerreichtes Meisterwerk zu schaffen. 
So gehen die Fäden der Reformation nicht zuletzt auf eine Begegnung 
von zwei Menschen in Linz zurück, die in ihren Auswirkungen weltgeschicht 
liche Bedeutung gewann und Reuchlin mit Recht auf dem gewaltigen 
Lutherdenkmal zu Worms einen Ehrenplatz gesichert hat. 
Die Wittenberger Nachtigall 
„Wachet auf, es nahet gen dem Tag, 
ich höre singen im grünen Hag 
eine wonnigliche Nachtigall. 
Ihre Stimm' durchklinget Berg und Tal." 
So sang 1523 in Nürnberg Hans Sachs, der berühmte „Schuh 
macher und Poet dazu", der einst als fahrender Geselle auch in Wels 
geweilt hatte. Freilich nur sehnenden Seelen erklang Luthers Botschaft 
wie Nachtigallensang, wie selige Frohbotschaft, wie ein Weck- und Herolds 
ruf an die Christenheit, anderen vielmehr wie Sturmesbrausen und Ge 
richtsdonner. 
Wer war Luther? Er war ein Mann von Gott gesandt, der Prediger 
und Prophet unseres deutschen Volkes, der Reformator der Christenheit. 
In eines Bergmanns Haus stand seine Wiege. Aus den dunklen 
Tiefen der Berge sah der Knabe die Schätze der Erde zu Tage fördern.
	        
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