bereits geliehene Kapital von 2000f wurde 1/4 jährig aufgekündet. Meh-
rere Reisen des H. Bürgermeisters in Nah und Fern, ein angemessenes
Kapital für die bedrängte Gemeide zu negozieren, blieben in dieser Geld
armen Epoche völlig erfolglos. Die Maurermeister Jos. Prielinger und
Georg Edlinger hatten ihre Arbeiten nach Klafter in Akkord, sie selbst
hatten ihre Kassen erschöpft, die Einnahms Quellen der Gemeinde aus
Wasser und Brennholz waren so spärlich geflossen, daß mit knapper Not
die vielen Taglöhnungen der Arbeiter bestritten werden konnten, die an-
deren Profeßionisten brauchten Vorschüsse, manches Material mußte bar
bezahlt werden, um den Bau fortsetzen zukönnen. Die Lage war eine
gräßliche und den Spitalern bekannt, welche die Windischgerstner in ıh-
rer Geldklemme höhnisch verlachten. (S. 28)
Nach Reisen und vieler Hin- und Herschreiben kamen endlich spärliche
Hoffungsschimmer, wie aus dem dunkel der Nacht ein Sternchen hervor;
der Bürgermeister berief dem gleich ıhm schon völlig ratlos gewordenen
Gem. Rat und Ausschuß um über eine neue Reise zu beraten, die nach
Leonstein, Kremsmünster, Wels und Linz beantragt war. Der Antrag
ward allenthalben angenohmen und als Begleiter des Herrn Bürgerme1-
sters wurden der Gemeinderat Herr Balth. Hubner und Herr Alois Mül-
hofer am Hause Nr.33 /: Kaufmann :/ gewählt. Sie traten die gewagte
Reise im Juni 1854 in vorerwähn -ter. Richtung an, sie konnten ihren
Reisezweck nicht erreichen und mußten bei der Frau v. Lier noch ansu-
chen, daß sie der Marktgemeinde Wgersten mit der Rückzahlung der
letzten 1000 f cmz noch Nachsicht schenken möge. Mittlerweile wurde
den Reisenden Geldsuchern bekannt, daß S.Excelenz Baron Bach, kk
Statthalter, von den Fürstentümern rückgekehrt und in Wien weile. Dem
Gemeinderate Hubner schien, nur an dieser stets gewesenen Stütze Hilfe
suchen zu müssen, und beredete nächtlicher Weile seine Reisegefährten
im Schlafzimer, statt der Rückreise in die Heimat, zur Weiterreise nach
Wien . Es fehlte nur an Courage dem Herrn Statthalter ihr Anliegen vor-
zutragen. Nachdem sie in Wien alle Geldquellen aufgesucht, nirgends
außer zu 8 -10 % Zusage erhielten, waren sie endlich einig, die Reise
nach Baden bei Wien, wo sich der H. Statthalter wegen seinem Fußleiden
im Bade und Kur befand, zu unternehmen, und fuhren mittels Eisenbahn
nachmittags dahin. Abends 9 Uhr nach ihrer Ankunft wurden sie vom
eben von einem Ausfluge heimgekomenen Herrn Statthalter freundlich
empfangen und nachdem H. Bürgermeister ihm all die erlittenen Fatalı-
täten zur Kenntnis brachte ward ihnen die Versicherung teil, daß der
Markt, bei seiner Rückkunft nach Linz, ein Kapital von wenigstens 6000
f cmz sogleich sicher erhalten werde. Ebenso freundlich empfangen als
beschieden, schliefen sie die erste Nacht ruhig und eilten über den Sem-
mering ihrer Heimat zu, um Beruhigung zu bringen. Nach mehreren
Verzögerungen erhielt die Marktgemeinde am 27/ten November 1855
von der Linzer Sparkasse ein Kapital von 6000 f cmz in 40 Raten und 20