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und langsam wie das Gleiten einer Schlange. Das Geräusch zog sich in weitem Bogen
gegen seine rechte ©eite, so daß Ludwig den Eindruck empfing, als suche man ihn
von dem Hofe abzuschneiden und im Rücken zu fassen.
Rasch entschlossen ging er drei Schritte nach der Seite hin, wo die Schritte
neuerdings vernehmbar geworden. Drüben blieb es währenddem stille. Dann regte
es sich wieder. Der andere kam offenbar näher. Neue Pause. Wieder ging Lud-
öor- Abermals kam das Geräusch der andern Seite näher. Neuerliche Pause
aber großer als zuvor,_ bis die Schritte noch näher kamen, ähnlich dem Gebühren
zweier Raubtiere, die im dunkeln Urwalde sich zu beschleichen suchen
. In großer Aufregung, aber festen Trittes und entschlossenen Mutes ging Lud¬
wig auf sem Ziel los. Noch konnte er nichts sehen, nur das Geräusch der Schritte
verriet ihm den Gegner. Nun, im allmäligen Näherkommen, tauchte es wie ein
Gestalt b°r sluf Alls dem Dunkel lösten sich die Umrisse einer hohen
Blitzschnell war das jetzt geschehen. Blitzschnell fuhr Ludwig zur Backe und
der andere auch. Den vierten Teil einer Sekunde standen sich die beiden Männer
die von einander nichts wahrn hmen konnten, als ihre dunklen Massen, im Anschlage
gegenüber, dann drückte Ludwig los. — , J B
c. ^Dröhnend sank sein Gegner zu Boden. Im Heftigen Kampfe schleuderte sich
die Riesengestalt noch einmal empor. Dann blieb sie liegen, regungslos, tot
r ,t Egsam kam Ludwig näher. Er betastete den Körper und befühlte das Ge¬
sicht. Da fuhr s chm plötzlich zum Herzen, er wußte nicht wie und weshalb. .Es
ward chm, als wäre fern Blut mehr in seinem Körper, feine Wärme und kein Leben
'Jn-Ü nu,VSuft- Ein unaussprechlich unheimliches Gefühl lähmte feine Glieder'
mechanisch machte er mit seinem Feuerzeuge Sicht — um mit einem Aufschrei, den
nächtliche Wald in zehnfacher Schaurigkeit wiedergab, zu Boden zu schlagen
*
* *
h . Irrenhause zu 2* befindet sich ein Mann, welcher trotz seiner vierund«
Zeißig ^ahre den Eindruck eines L-echzigers macht. Sein Haar ist qrau feine
ÄS Ä LT ftaIt Stochen Er erzählt jedem Besucher, daß er von dem
a! Petrus dazu verurteilt worden sei, seinen eigenen Vater in dunkler Waldes-
nacht zu erschießen. Dieser Apostel Petrus fei kein anderer, als der berüchtigte
Aus der Studentenzeit und später.
(Neujahrsnacht eines Einsamen.)
von Josef Krunner.
m c t?m Konferenzzimmer des Gymnasiums in Wien waren nach 10 Uhr die
Professoren versammelt und besprachen die Sitte des Neujahrwüuschins. Der eine
mltlf H tn ■ "/ v-er Andere im entgegengesetzten Sinne. Es bildeten sich zwei
Parteien; die eme behauptete, man müsse festhalten an diesem alten aeioifferninftert
STi f" ^raUc£je' de? so Manchem Gelegenheit gäbe, seine wohlgemeinten Glück¬
wünsche darzubringen, die andere aber war der Anschauung, es wäre kein Schaden
wenn diese Sitte einmal aufhören würde, weil es doch anderswo und nie kleaeuMt
genug dazu gäbe, und weil damit zu viel Unfug getrieben würde. Auch kämen die