Volltext: Illustrierter Braunauer-Kalender 1903 (1903)

Der letzte Wunsch. 
Die alt Lippin liegt auf'n Todtenbett und der Herr Pfarrer ist just fertig 
word'n mit'n Versehen. . . 
„Lippin," sagt er, „wann's schon wa, daß Enk der Herrgott m d Ewigkeit 
ruafat, oft seids nur glei net zag. A bravs Leut' hat ja drenten die himmlische 
Freud zan verwarten." 
„Na, eh nit," deut die Alte, „eh nit, daß i mi eppa scheuchen that vorn 
Schauselbuabu. A Jungs kann sterben, und an Alt's muaß sterben, i bin g'rrcht 
auf dö ewige Rocis. Wird wohl a weiter Weg sein, geistlich« Herr, und i bin so 
schwach auf'n Füßen. Aber gelts, a schöne Leich thuats mir denna spendiern? A 
weng a Geld is schon da —" 
„Wird alles recht werden, Lippin, thuats iazt Enk're Gedanken sletßt aufs 
Himmelreich wenden —" . , 
„Aufs Himmelreich, sreili wohl. Uh, da wirds Weida nöt schön zuagehn! Dö 
Haben Engerl thuan singa und blasen, da laßt mi der heiti Petrus ein bei der Thür 
und richt ma a warms Platzerl beim Ofen hiebei ... Netta oan Wunsch hätt i 
halt, Herr Pfarra, netta oan Wunsch." 
„Und was wa dös eppa für a Wunsch, Lippin?" 
„Ja mein," sagts alle Weiberl schön stad, „wanns halt denna in Himmel¬ 
reich a Kasseesupp'n a geb'n that!" \ . 
Iazt muaß da Herr Pfarra frei lacha. Es finimt chm ja allerhand für, met 
God, dö Leut hab'u oft so viel gspoasige Anliegen, und gar d' alten Weiba, woaß 
mas a so. Deßwegen taschelt er halt der Lippin d' Hand und moant recht guat« 
müathi: „Alsdann a Kaffeesuppen? No, i moa schon, daß in Himmelreich a Kaffee- 
supp'n kenna weitn." . 
„Denna wohl?" beteifert sich d' Lippin volla Freuden, aft bin t e schon 
z'frieden. Wißts, Hochwürden, bal i zu der Verwalterin ins Schloß kemma bin mit 
Schwarzbeer oder an Enzianschnaps, aft hat j' mir allmal a Schalerl Kaffeesuppen 
verehrt. Is soviel a gmoans Leutl, d' Verwalterin, gleichwohl, daß a vürnehme 
Frau is. Und seg' muaß ma sagen, daß a vürnehme Frau is; dös hat ma gler 
kennt, bal sie 's Mäul ausg'macht hat. Und ihr Kaffeesuppen! Dös sag i, bat f in 
Himmelreich a so guat is — an Sausechter voll trink i alle Täg!" 
„Aber Lippin," und der Herr Pfarrer thuat an Deuter mit'n Finger, „besser 
wirds sein, viel besser." 
„Besser?" 
''$)Ö8 versteht fö; wird dv d' himmlische Kaffeesuppen nn besser sein, als wia 
dö im G'schloß!" . . . „ . , 
„A belei," wachelt iazt dö alt Lippin, „dös will t ja gar nit. Unseroans hat 
schon sein eigna Gusta. Just a so bild i mirs ein, die Kaffeesuppen, wia bet der 
Verwalterin. Bals wa' daß andafia wa — i will mi nöt verbündten — aber da 
g'freuet mi glei das ganze Sterben nimma!"
	        
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