Volltext: 'Leonstein'

als sprachliche Forscher tadeln es, daß man heute so sehr 
geneigt ist, sofort zu sagen : das ist keltisch, das stammt von 
den Kelten rc., man soll vielmehr die Bezeichnung des Volks¬ 
mundes in Erwägung ziehen, das heißt man soll den Dialekt¬ 
namen, welchen das Volk ausspricht, festhalten und darnach 
eine Erklärung geben: z. B. Leonfelden; das Volk sagt: San» 
selben und ähnlich. „San" bedeutet eine weite Talfläche oder 
eine Fläche, mit kleiner Vertiefung, die also „seicht" ist. Geht 
ein Sandmensch durch einen Wald und erblickt er bei seinem 
Austritte aus dem Walde eine weite, seichte Talfläche, so ruft 
er aus: „Js dös a San." Die Gegend von Leonfelden ist 
nun derartig bezeichnet. Auf Seonstein angewendet, würde sich 
der Hausberg oder Heuberg darnach erklären lassen: der Berg 
oder Stein, der sich aus der „San" erhebt: also wäre der 
Hausberg der „Seonstein". 
Oder Seonstein entstanden aus „Sohnstein": früher ginge» 
sehr viele schwere Fuhrwerke; über die Berge mußte vorgespannt 
werden. Beim Sahwolfen, hiesige Pfarre^ standen Vorspann¬ 
pferde und auch in anderen Häusern. An diesem Steine (Haus- 
b^rg) angelangt erhielt der Vorspanner seinen Lohn: Sohnstein, 
Sevhnstein oder Seonstein oder Stein der Belehnung. 
Losenstein z. B. ist jener Stein, an dem die Raubritter 
„gelost" haben, i. e., gehorcht, gelauscht haben, ob etwa Reisende 
ankommen, welche sie dann beraubt haben: so könnte Seonstein 
jenen Stein bezeichnen, an welchem die Raubritter Hab und 
Gut den Reisenden abgenommen haben. Die Reisenden haben 
an diesem Steine alles verloren: verlorn. Statt Zorn sagt man 
Zeon, statt verlorn sagt man im Dialekte: valeon, mit Elision 
der vorgesetzten Silbe und Beibehaltung der Stammsilbe ergibt 
sich dann: leon; der Stein, an dem der Reisende alles (üa)lernt 
hat, heißt: Seonstein. 
Steindl nennt in seinen Skizzen aus dem Kremstale und 
Umgebung einen Berg bei Seonstein mit dem Namen: „Seons- 
berg". Steindl war praktischer Arzt in Kirchdorf, in der Nach¬ 
barspfarre und konnte die Dialektbezeichnungen oder Volks¬ 
benennungen wissen, dieser Berg ist nicht der Hausberg: 
sondern der heutige Sandsberg. Aus „Leon" entsteht im 
Volksmunde: San, wie z. B. um Sinz herum: Seonding:
	        
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