Volltext: 'Leonstein'

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Am rechten Ufer der Steyr stehen am Eingänge in das 
erwähnte Tal der Gaisberg und südlich die Zmvllingerspitze, 
1054 m hoch. Es ist demnach das ganze Tal von hohen steilen 
Bergen eingeschlossen; in diesem Tale lag nördlich auf einem 
freien Hügel die Burg Leonstein. Die Insassen der Burg be¬ 
herrschten das ganze Tal; wer immer vom Süden her, flu߬ 
abwärts oder vom Norden her, an der Steyr aufwärts in dieses 
Tal gekommen war, der war im Netze der Raubritter von der 
Burg Leonstein. 
An das Entkommen war nicht zu denken. Auch in west¬ 
licher Richtung konnte kein Fluchtversuch zum Ziele führen; 
denn die Talschlucht am Heindlbache zwischen dem Rabenstein 
und Landsberg zieht am Fuße des Burgberges hin; zwischen 
dem Hausberge und der Steyr ist nur ein schmaler Streifen, 
durch den die Verkehrsstraße führt; ferner beträgt die Luftlinie 
zwischen der Burg und dem Gaisberge am rechten Ufer der 
Steyr nur zirka 10 Minuten. 
So konnten sich die Ritter auf der Feste Leonstein stets 
zurufen: „Nichts entgeht unserem Auge, nichts entzieht sich 
unserer Waffe." Die Folge davon war, daß die Rohrer über¬ 
haupt bald der Schrecken der ganzen Gegend wurden. Die 
Rohrer erkühnten sich sogar, die zwei Gesandten des Erz¬ 
bischofes von Salzburg, die Freiherren von Goldeck und Felben, 
welche an Herzog Albrecht in Steyr abgesandt, mit dessen 
sicherem Geleite zurückreisten, schon auf dem Stadtplatze in 
Steyr gefangen zu nehmen und auf die Burg Leonstein zu 
schleppen; von diesen wollten sie ein besonders hohes Lösegeld 
erpressen. 
Wohl konnte man in der Stadt Steyr dies Ereignis lange 
nicht als Tatsache gelten lassen; auch dem Herzog schien das 
diesbezügliche Gerücht unglaublich; doch die Gefangennahme 
war tatsächlich vor sich gegangen; Wilhelm von Rohr hat sich 
zu dieser Tat an den Gesandten erkühnt, welcher Tat später 
eine ähnliche an Privatpersonen durch Matthäus von Rohr 
gefolgt war. 
In der Mitte des Stadtplatzes waren Junker Wigbert und 
sein Knappe Kurt geritten; da kamen ihnen ein Geistlicher mit 
einer goldenen Ehrenkette und ein Ritter entgegen. Sie besahen
	        
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