Reichsangelegenheiten wenig; die Folge war das Auftreten des
Faustrechtes. Es entstand große Unsicherheit. Kaufleute und
Reisende überhaupt wurden z. B. auf der Straße durch den
Haselgraben nach Freistadt überfallen und ihrer Habe beraubt.
Da der deutsche König Wenzel selbst dem Treiben dieser Wege¬
lagerer nicht ganz ferne stand (er ließ den Bürgern von Frei¬
stadt 76 Stück Tücher und mehrere Lastwagen hinwegnehmen),
so konnte Herzog Albrecht III. nicht so sehr mit Erfolg dagegen
einschreiten. (Seitz.) Das Räuberhandwerk betrieben am frechsten
die Besitzer der Burg Leonstein, die Herren von Rohr. Sie
pochten auf die uneinnehmbare Lage ihrer Burg. Großes Ver¬
dienst hat sich Albrecht III. durch die Zerstörung dieser Raub¬
ritterburg erworben; die ganze Gegend im weitesten Umkreise
und alle hier reisenden Fremden waren dadurch von einem
unheimlichen, äußerst mächtigen und rücksichtslosen Feinde befreit.
Aie religiösen Werhättnisse.
Die ältesten Bewohner waren die Kelten. Diese hatten
keine eigentlichen Tempel oder Gotteshäuser; sie verehrten ihre
zahlreichen Götter, deren oberster der Gott Belinus war, (ihm
war das Bilsenkraut heilig) in der freien Natur, besonders in
Eichenwäldern und auf Bergen. Menschenopfer, wozu besonders
Kriegsgefangene verwendet wurden, waren in der ältesten Zeit
häufig. Den Gottesdienst besorgten die Druiden, die einen
bevorrechteten Stand des Keltenvolkes und eine geschlossene
Priesterkaste bildeten. Sie hatten den größten Einfluß auf das
Familien- und Staatswesen. Bei den Kelten gab es auch
Priesterinnen; diesen legte man die Gabe der Weissagung bei
und hielt sie in großem Ansehen.
Kaemmel, Anfänge deutschen Lebens in Oesterreich, Seite 38,
heißt es: „Ein buntes Göttergewimmel füllte die Natur bei
ihnen so gut wie bei den Galliern; neben dem milden Sonnen¬
gott Belinus, dem Schutzgotte der norischen Eisenminen, der
in Jugendschöne prangend, die Früchte des Feldes als Opfer¬
gabe sich gefallen ließ, stand der grimmige Kriegsgott Toutates,
„Leonstein". 2