Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in der Neuzeit (7, Die Neuzeit ; Zweite Periode ; 1928)

Die kleineren Zentren 
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europa durch die von ihm dort entfaltete sabbatianische Propaganda 
so großes Aufsehen erregte; gleichzeitig wirkte als Chacham der Ge 
meinde von Sarajevo der aus dem belagerten ungarischen Ofen glück 
lich entkommene Antisabbatianer Chacham Zewi, der in der Folge 
zeit in Amsterdam Chajon als scharfer Widersacher entgegentreten 
sollte (oben, § 4i). Daneben waren auch in den slawischen Ländern 
Serbien und Bulgarien die Sephardimgemeinden in fortschreitender 
Entwicklung begriffen. Als die sabbatianische Bewegung noch in 
ihrem Anfangsstadium war, fand sie in den Hauptstädten dieser Län 
der, in Belgrad und Sofia, lebhaften Widerhall, und das bulgarische 
Sofia war es, wo der messianische Prophet Nathan Gazati nach 
dem von ihm in Italien erlebten Mißgeschick sein Leben beendete 
(1680). Reger Handelsverkehr verband all diese Gemeinden einer 
seits mit Venedig, andererseits mit der Hauptstadt Ungarns, Ofen- 
Buda. Ungarn war das Land, aus dem die meisten nach den slawi 
schen Ländern einwandernden Aschkenasim kamen. Abseits stand 
Griechenland, wo in den jüdischen Gemeinden anscheinend das au- 
tochthone romaniotische Element den Ausschlag gab, doch fehlt uns 
über die Geschicke der dortigen Judenheit in dieser Epoche jede 
nähere Nachricht. 
Eine eigenartige jüdische Kolonie hatte sich in diesem Zeitraum 
in den rumänischen Fürstentümern, in der Moldau und in der Wa 
lachei y gebildet, deren Regenten Vasallen der türkischen Sultane wa 
ren. Mit Polen und Ungarn durch Handelsbeziehungen verbunden, 
wurden die rumänischen Fürstentümer zum Einwanderungsgebiet für 
den Überschuß der jüdischen Bevölkerung der beiden Nachbarlän 
der. So drückte das aschkenasische Element der gesamten sich nach 
und nach entfaltenden Kultur der rumänischen Juden seinen Stem 
pel auf, indem es vor allem ihrer von dem polnischen Jiddisch nur 
wenig abweichenden Umgangssprache das Gepräge gab. Zunächst wa 
ren Juden in der Moldau aufgetaucht. Chronographische Notizen be 
zeugen, daß sie hier, namentlich in Jassy, schon im XVI. Jahrhun 
dert vertreten waren. Im Jahre 1618 scheint Jassy bereits eine jüdi 
sche Gemeinde beherbergt zu haben, wie dies aus der Tatsache ge 
schlossen werden kann, daß der berühmte Joseph Delmedigo (Band 
VI, § 19) auf seiner Beise aus der Türkei nach Polen in der mol 
dauischen Hauptstadt mit einem kabbalabeflissenen Rabbiner zusam 
mengekommen war. Seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts bestanden
	        
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