Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

§ 51. Die Kolonien in Amerika 
Bundesrepublik geworden, wenn ihn der Tod nicht so frühzeitig hin 
weggerafft hätte (1785). 
Das Endziel des Kampfes durfte freilich den Juden kein Opfer 
an Gut und Blut als zu groß erscheinen lassen. Die von den dreizehn 
vereinigten nordamerikanischen Staaten verkündete „Unabhängig 
keitserklärung“ (1776) schlug Töne an, die das gehetzte Volk in den 
europäischen Ländern noch nie vernommen hatte, die es aber über 
aus vertraut anmuteten: „Alle Menschen sind als gleich erschaffen 
und allen hat der Schöpfer bestimmte unveräußerliche Rechte ver 
liehen: das Recht auf Leben, Freiheit und Glück. Die Regierungen 
sind dazu eingesetzt, den Menschen diese Rechte zu sichern, und so 
bald sie von einer Regierung verletzt werden, ist das Volk befugt, 
diese zu stürzen oder abzusetzen“. Noch viel mehr verhieß der Juden- 
heit der sich auf die Gewissensfreiheit beziehende Artikel der Bun 
desverfassung: „Keinem Menschen, der die Existenz Gottes aner 
kennt, dürfen von Gesetzes wegen die bürgerlichen Rechte abgespro 
chen werden, wie er überhaupt wegen seiner religiösen Überzeugun 
gen keinerlei Bedrückung ausgesetzt werden darf“. Diese zum er 
sten Mal in der Geschichte der Menschheit verkündete Deklaration 
der Menschenrechte war gleichbedeutend mit der Verleihung der 
Gleichberechtigung an die jüdischen Bürger der neuen Republik. Die 
nach Beendigung des Unabhängigkeitskrieges ausgearbeitete Bundes 
verfassung räumte allerdings jedem der der Union angehörenden Ein 
zelstaaten weitestgehendes Selbstbestimmungsrecht ein, so daß in der 
ersten Zeit bei der Ausarbeitung der Verfassungen der Teilstaaten 
die Grundgesetze manchmal in recht engherziger Weise ausgelegt 
wurden. Nach und nach sollten jedoch die Prinzipien der Gleichheit 
und Freiheit obsiegen, wenn auch durchaus nicht auf allen Gebieten 
des amerikanischen Lebens mit dem gleichen Erfolg. 
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