Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

§ 71. Die Lage in Judäa unter Kyros und Kambyses 
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Sodann wurden Vorbereitungen zum Bau eines neuen Jahve 
tempels an Stelle des zerstörten getroffen. Es wurden Verträge mit 
den Tyrern und Sidoniern abgeschlossen, die für Geld und Natu 
ralien Zedernholz aus dem Libanon in den Hafen Jaffa zu liefern 
bereit waren; auch Steinmetze wurden zum Brechen und Behauen 
der Steine gedungen. Als diese Vorbereitungen zu Ende geführt 
waren, wurde der Grundstein zu einem kleinen Tempel gelegt. Das 
geschah im Frühlingsmonat Ijar, ein Jahr nach der Heimkehr der 
Gefangenen in ihre Heimat. Die Häupter und Obersten verschiedener 
Gemeinden kamen nach Jerusalem zur Feier der Grundsteinlegung. 
Die Priester erschienen von neuem in ihrem Priestergewande, die 
Leviten sangen Dankhymnen unter Musikbegleitung, und weit hinaus 
erklangen die Freudenrufe des Volkes. Inmitten dieser jubelnden 
Menge standen ehrwürdige Greise und weinten laut: sie hatten noch 
den ersten Salomonischen Tempel in all seiner Pracht gesehen, und 
wenn sie ihn nun mit dem neuen bescheidenen „Hause Jahves“ ver 
glichen, konnten sie sich der Tränen nicht erwehren. Das laute 
Schluchzen der Greise mischte sich in die Jubelrufe der Jugend 
(um 536). 
Allein der Tempelbau konnte infolge der Ränke der „Wider 
sacher Judas und Benjamins“ nicht zu Ende geführt werden. Zu 
diesen Widersachern gehörten die Nachbarvölkerschaften, die einen 
Teil des judäischen Landgebietes besetzt hielten und die die Bildung 
eines neuen jüdischen Zentrums in Jerusalem verhindern wollten. 
Auch die den Judäern zum Teil stammverwandten Samaritaner 
wurden bald zu ihren Feinden. Als Serubbabel und die judäischen 
Volksältesten den Tempelbau begonnen hatten, kamen Gesandte der 
Samaritaner zu ihnen und sagten: „Wir möchten zusammen mit 
euch bauen; denn wir wenden uns, wie ihr, an euren Gott.“ Es 
ist unklar, ob die Samaritaner sich der Jerusalemer religiösen Ge 
meinde anschließen wollten oder aber die politischen Vorteile im 
Auge hatten, die ihnen ein Bündnis mit den Judäern bieten konnte; 
wie dem auch sein mag, Serubbabel und die Volksältesten wiesen 
den Vorschlag der Samaritaner entschieden zurück. Sie befürchteten 
anscheinend, daß die Vermischung mit Halbisraeliten die Reinheit 
der jüdischen Rasse und Religion beeinträchtigen könnte. Durch 
diese Ablehnung gereizt, begannen nun die erbitterten Samaritaner 
die Jerusalemer Gemeinde auf jede Weise zu verfolgen und in alle
	        
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