Volltext: Die älteste Geschichte des jüdischen Volkes (1, Orientalische Periode / 1925)

§ 46. Das wirtschaftliche und häusliche Lehen 
Seit der Zeit, da Israel nach der Eroberung Kanaans ein boden 
ständiges Volk geworden war, bildete der Ackerbau seine Haupt 
beschäftigung. Die ehemaligen Gewohnheiten des freien Nomaden 
lebens wurden durch die Anhänglichkeit an die eigene Scholle ver 
drängt. Auf Wiederherstellung der primitiven Lebensführung, auf 
das Hausen in Zelten, legten nur Sekten von der Art der Rechabiten 
Wert (§ 33), die die Gesetze der wirtschaftlichen Entwicklung nicht 
anerkennen wollten. Die Viehzucht war nur in solchen Gregenden 
vorherrschend, wo sie durch die natürlichen Lebensbedingungen 
begünstigt war: in dem transjordanischen Steppenlande und in den 
südlichen, an die Steppen des Negeb angrenzenden Teilen Judas; 
sonst aber herrscht überall eine komplizierte Ackerbauwirtschaft 
vor. Seinen Acker bestellen, seinen Olivengarten oder Weinberg 
bebauen, galt als der natürlichste Beruf des Menschen. Das Ideal 
des Israeliten war, „unter seinem Feigenbäume und in seinem 
Weinberge zu sitzen“. Der Boden Palästinas zeichnete sich nicht 
durch große Fruchtbarkeit aus und dort, wo er während einer 
langen Zeitdauer brachgelegen hatte, verwandelte er sich leicht in 
eine öde Wüste. Allein die zähe Arbeit des Ackerbauers und Wein 
gärtners machte aus dem Lande einen üppigen Garten. Ebenen 
und Täler bedeckten sich mit Gerste und Weizen; an den Berg 
abhängen blühten Weinberge, Gärten und Olivenhaine. Nicht nur 
die Landleute, sondern auch viele Stadtbewohner, die ihre Felder 
und Gärten in der Umgegend der Städte besaßen, trieben x\cker-, 
Wein- und Gartenbau. Diese Beschäftigungsart stand zu vor 
nehmer Herkunft und hohem geistigen Entwicklungsniveau in gar 
keinem Widerspruch. In seiner Jugend ging Saul hinter dem 
Pfluge her, und David war ein Hirtenknabe. Der Prophet Elischa 
trieb Ackerbau und der Prophet Arnos Viehzucht 1 ). 
Das Reifen der Getreidepflanzen beginnt in Palästina mit dem 
Frühlingsanfang, und die Erntezeit fällt mit dessen Ende zusammen; 
die Weinlese und das Einbringen des gedroschenen Getreides in die 
Scheunen ging am Ende des Sommers und am Anfang des Herbstes 
l) Ex. 23, io, i5—16, 19, 29; Deutr. 8, 8; 11, i3f.; I. Kön. 19, 
19—21; 21, 2 f.; Am. 1, 1 und 7, i4—i5, sowie viele andere Stellen, die 
von dem Vorherrschen der Ackerbaukultur zeugen.
	        
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