55
wo das zergliedernde Denken endet: mit den einfachsten Begriffen.
Man hat Zeichen gefunden für das Alphabet der Sprache und
dadurch das Mittel, alle Laute (Worte) schriftlich auszudrücken
und mitzutheilen: das ist die Erfindung der Buchstabenschrift.
Könnte man nun auch Zeichen finden für das Alphabet der Ge
danken, so würde man eine Gedankenschrift haben, und
diese Erfindung wäre größer, fruchtbarer, mächtiger als die
der Buchstaben. Die Worte sind Zeichen der Vorstellungen; die
Buchstabenschrift giebt Zeichen der Worte. So ist sie eine indi-
recte Bezeichnung der Gedanken; was sie giebt, sind Zeichen der
Zeichen. Dagegen wäre die Gedankenschrift eine directe Be
zeichnung der Begriffe selbst. Die gewöhnliche Schrift ist ver
mittelt durch die Sprache. Die Mittheilung der Gedanken in
der Buchstabenschrift setzt die Kenntniß der Sprache voraus.
Die Sprachen sind verschieden, wie die Völker. Dagegen die
Gedankenschrift ist der unmittelbare Ausdruck der Begriffe selbst,
eine Art Natursprache, die unmittelbar verstanden werden kann
ohne Kenntniß der Wortsprache oder der Idiome. Die logischen
Elemente gehören dem Denken als solchem und reichen so weit als
die menschliche Vernunft. Das Gedankenalphabet ist Allen gemein
sam ; die Gedankenschrift daher leicht Allen verständlich und mit
theilbar, so weit die denkende Menschheit reicht. Eine solche
Gedankenschrift ist eine Weltschrift (Pasigraphie), ein Univer
salmittel des Jdeenverkchrs. Sie ist erfunden, wenn man die
Zeichen oder Charaktere ersonnen und ausgemacht hat zur unmit
telbaren Bezeichnung der Begriffe. Alle Wissenschaft, alle
Entdeckungen, die in den Verbindungen der Begriffe gemacht
werden können, ließen sich dann ausdrücken in den Combinatio
nen jener Charaktere. Alles Erkennen wird zur Combinations
rechnung, die mit der Sicherheit eines Exempels geführt werden