Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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wo das zergliedernde Denken endet: mit den einfachsten Begriffen. 
Man hat Zeichen gefunden für das Alphabet der Sprache und 
dadurch das Mittel, alle Laute (Worte) schriftlich auszudrücken 
und mitzutheilen: das ist die Erfindung der Buchstabenschrift. 
Könnte man nun auch Zeichen finden für das Alphabet der Ge 
danken, so würde man eine Gedankenschrift haben, und 
diese Erfindung wäre größer, fruchtbarer, mächtiger als die 
der Buchstaben. Die Worte sind Zeichen der Vorstellungen; die 
Buchstabenschrift giebt Zeichen der Worte. So ist sie eine indi- 
recte Bezeichnung der Gedanken; was sie giebt, sind Zeichen der 
Zeichen. Dagegen wäre die Gedankenschrift eine directe Be 
zeichnung der Begriffe selbst. Die gewöhnliche Schrift ist ver 
mittelt durch die Sprache. Die Mittheilung der Gedanken in 
der Buchstabenschrift setzt die Kenntniß der Sprache voraus. 
Die Sprachen sind verschieden, wie die Völker. Dagegen die 
Gedankenschrift ist der unmittelbare Ausdruck der Begriffe selbst, 
eine Art Natursprache, die unmittelbar verstanden werden kann 
ohne Kenntniß der Wortsprache oder der Idiome. Die logischen 
Elemente gehören dem Denken als solchem und reichen so weit als 
die menschliche Vernunft. Das Gedankenalphabet ist Allen gemein 
sam ; die Gedankenschrift daher leicht Allen verständlich und mit 
theilbar, so weit die denkende Menschheit reicht. Eine solche 
Gedankenschrift ist eine Weltschrift (Pasigraphie), ein Univer 
salmittel des Jdeenverkchrs. Sie ist erfunden, wenn man die 
Zeichen oder Charaktere ersonnen und ausgemacht hat zur unmit 
telbaren Bezeichnung der Begriffe. Alle Wissenschaft, alle 
Entdeckungen, die in den Verbindungen der Begriffe gemacht 
werden können, ließen sich dann ausdrücken in den Combinatio 
nen jener Charaktere. Alles Erkennen wird zur Combinations 
rechnung, die mit der Sicherheit eines Exempels geführt werden
	        
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