Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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die ich aufschrieb, um sie nicht zu vergessen. Was ich damals 
mit vierzehn Jahren niedergeschrieben hatte, habe ich lange nach 
her wiedergelcsen und mich außerordentlich darüber gefreut. Von 
den Betrachtungen jener Zeit will ich nur eine als Beispiel an 
führen. Ich sah, daß in der Logik die einfachen Begriffe in ge 
wisse Classen geordnet werden, nämlich in die sogenannten Prä- 
dicamente. Nun wunderte ich mich, warum man nicht auch die 
zusammengesetzten Begriffe oder Urtheile in Classen eintheilte, 
nämlich nach einer Ordnung, in der ein Glied aus dem andern 
abgeleitet und gefolgert werden könnte; diese Classe nannte ich 
die Prädicamcnte der Urtheile, die dann den Stoff der Schlüsse 
bilden, wie die gewöhnlichen Prädicamente den Stoff der Urtheile. 
Als ich diesen Gedanken den Lehrern vorlegte, so gab mir keiner 
eine Lösung, sondern sie gaben mir nur die Weisung, daß es sich 
für einen Knaben nicht schicke, in Dingen, die er noch nicht genug 
getrieben habe, Neuerungen zu versuchen. Später habe ich dann 
gesehen, daß die Ordnung, welche ich haben wollte, eben die sei, 
welche wir bei den Mathematikern in der Elementarlehrc finden, 
die ihre Sätze so folgen lassen, daß einer aus dem andern hervor 
geht. Eben dies habe ich damals vergebens bei den Philosophen 
gesucht." 
Noch -sechs und dreißig Jahre nach dieser Schulzeit erinnert 
sich Leibniz in einem deutsch geschriebenen Briefe an Gabriel 
Wagner mit Vergnügen an die fruchtbaren Anregungen, die er 
schon damals von der Logik empfangen. „Ich muß bekennen," sagt 
er, „daß ich auch in der bisherigen Logik viel Gutes und Nützliches 
finde; dazu verbindet mich auch die Dankbarkeit, weil ich mit 
Wahrheit sagen zu können vermeine, daß mir die Logik, auch 
wie man sie in Schulen lehrt, ein Großes gefruchtet. Ehe ich 
noch zu einer Schulclasse kam, da man sie treibet, war ich ganz 
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