Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Triebe. Ihre Gotteslehre war naturalistisch; ihre Moral deter 
ministisch. Natürliche Gotteslehre ist für Jacobi gleich „Atheis 
mus"; deterministische Moral ist ihm gleich „Fatalismus". 
Dahin führt offen genug die Lehre Spinoza's; eben dahin führt 
zwar weniger offen, aber nicht weniger nothwendig die leibniz-wol- 
sische Philosophie und überhaupt jeder folgerichtige Rationalis 
mus*). Die Reflexion kann den Glauben nicht machen; der Ver 
stand, sei er auch noch so klar und deutlich, kann die Thatsache der 
Religion nicht erzeugen und hat sie niemals erzeugt; wenn diese 
Thatsache möglich ist, so muß sie vor dem Verstände bestehen, 
da sie durch ihn nicht entstehen kann. Es muß daher im Men 
schen eine ursprüngliche Wahrnehmung des Ueber- 
sinnlichen geben, wodurch wir uns dem Wesen nach vom 
Thier unterscheiden, wodurch wir im eigentlichen Sinne erst 
menschlich sind. Hier oder nirgends muß das Wesen des Men 
schen entdeckt werden. Diese Entdeckung, welche den Gesichts 
kreis der dogmatischen Philosophie übersteigt, hat Jacobi gemacht 
oder zu machen gesucht, und in dieser Richtung erscheint er als 
der unmittelbare Vorgänger Kant's, der den Punkt traf, welchen 
Jacobi nur suchte. 
III. 
Jacobi's Stellung in der Geschichte der 
Philosophie. 
1. Jacobi und Ka»t. 
Kant entdeckte, um die Erkenntniß zu erklären, also im 
Interesse der neu zu begründenden Philosophie, solche Kräfte in 
der menschlichen Seele, die ursprünglich sein müssen und den 
*) Briefe über die Lehre des Spinoza. Werke. Bd. IV. 1. Abth. 
S. 216flgd. Nr. I, III, IV.
	        
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