Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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der Erlösung und Versöhnung sind dem Geiste Hamann's ganz 
gemäß: er hätte sich ohne diese das Christenthum nicht denken, 
nicht aneignen, er hätte mit Tertullian sagen können: credo 
quia absurdum. Aber dabei war Hamann weit entfernt, ein 
orthodoxer Christ im gewöhnlichen Sinne zu sein. Seine Reli 
gion bestand in lebendiger Erfahrung, sein Glaube war so zu sa 
gen Genie, ursprüngliche Gemüthsverfassung und darum von 
Natur jedem abgeleiteten Systeme fremd. In der gewöhnlichen 
Orthodoxie sah er nur todten, vom Buchstaben der Religion ab 
hängigen Glauben: „ihm ist," sagt Jacob! von Hamann, „der 
wahre Glaube, wie dem Verfasser des Briefes an die Hebräer, 
auf den er sich beruft, Hypostasis. Alles Andere," spricht er 
verwegen, „ist heiliger Koth des großen Lama*)." 
6. Der kindliche Glaube. 
So suchte Hamann die Wissenschaft zum ursprünglichen, 
lebendigen Glauben, zur Glaubenspoesie zurückzuführen, und 
dieser Glaube mußte ihm um so lebendiger erscheinen, je weniger 
der Mensch seiner Ursprünglichkeit entfremdet, je weniger die Ein 
heit der Gegensätze in der menschlichen Seele aufgelöst und ge 
lockert, je näher der Mensch noch Gott und der Natur verwandt 
ist. Darum erschien ihm als der lebendigste Glaube der kind 
liche, und die Sehnsucht nach dem Glauben der Kindheit ergriff 
damals als ein charakteristischer Zug die bewegtesten Gemüther 
des Zeitalters. Von hier aus berührten Hamann's Einflüsse am 
mächtigsten den Geist Herder's, der in den ältesten Zeiten des 
menschlichen Geschlechts gleichsam die Kindheit der Religion auf 
suchte. Man wird die Gewalt dieser Vorstellung lebhaft nach 
*) Bries an Joh. G. Jacobi vom Jahre 1787 sein Jahr vor 
Hamann's Tode). Fr. Heinr. Jacvbi's Werke. B. III. S. 505. 
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