Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

833 
tät für die unterste und unklarste aller Imaginationen. Ihm, 
dem alles Vereinzelte verwerflich erschien, und der nur den gan 
zen Menschen in der Vereinigung aller Gemüthskräfte gelten las 
sen wollte, mußte der große Scheidekünstler der kritischen Philo 
sophie, der dicht neben ihm lebte, ein Gegenstand instinctiver Ab 
neigung sein, auf dessen Werk er fortwährend widerwillig hin 
überschielte, denn dieses Werk war eben damit beschäftigt, die 
menschlichen Gemüthskräfte so genau als möglich zu sondern, zu 
trennen und jede für sich mit der kritischen Richtschnur auszu 
messen *). 
4. Die Erkenntniß als Glaube. Hu nie. 
Er bildet in allen Punkten den leibhaftigen Gegensatz zu der 
Verstandesaufklärung, die er das Nordlicht des Jahrhunderts 
nannte, zu aller dogmatischen Philosophie überhaupt; und wenn 
Hamann bei seiner Gemüthsverfaffung ein analysirender Philosoph 
hätte werden können, so wäre er ohne Zweifel ein großer Skep 
tiker geworden: er hätte Hu me sein können, wenn er nicht Ha 
mann gewesen wäre. Auch war er einer der gründlichsten Ken 
ner von Hume, mit dem er ganz übereinstimmte, soweit Hume 
die dogmatische Erkenntniß der Wahrheit verneinte. Was Ha 
mann mit Hume nicht gemein hat, ist seine Mystik. Wie Hu 
me setzt auch Hamann an die Stelle des Wissens das Glauben. 
Wie Hume gründet auch Hamann diesen Glauben auf Erfahrung 
und Gewohnheit**). Aber während bei Hume der Glaube nur 
in der sinnlichen Wahrnehmung bestand und sich zu allem höhcrn 
*) Vgl. Metakritik über den Purismum der Vernunft. Hamann's 
Werke. Bd. VII. S. 10 flgd. 
**) Sokratische Denkwürdigkeiten. Hamann's Werke. Band II". 
S. 35. Vgl. Brief an Herder. Bd. VI. S. 187. 
Fischer, Geschichte der Philosophie II. — ‘2. Auflage. 53
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.