Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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fern so unveräußerlich verbunden, daß nur eine so geschichtslose 
Betrachtungsweise, wie die der wölfischen Aufklärung, davon 
absehen konnte. Lessing ist der erste, welcher die christliche Re 
ligion in ihrer Originalität, in ihrer vollen, geschichtlichen Eigen 
thümlichkeit begreifen will; darin allein besteht jenes große Pro 
blem , welches seine tiefsinnigsten Untersuchungen hervorruft. 
7. Das Christenthum der Vernunft. 
Die Trinität. 
Die Religion Christi gilt ihm als die reine, praktisch be 
kräftigte Vernunftreligion. Und die christliche Religion sollte in 
Lesstng's Verstände der Vernunft widersprechen? Ist überhaupt 
zwischen Religion und Vernunft ein unauflöslicher Gegensatz 
möglich? Und wenn er unmöglich ist, so müssen die positiven 
Religionen überhaupt mit der Vernunstreligion harmoniren, so 
muß auch in der Geschichte der Religionen die Vernunft sich ent 
decken und nachweisen lassen. Die Frage heißt: wie kann aus 
der natürlichen Religion eine positive, aus dem vernünftigen 
Christenthum ein geoffenbartes werden, oder wie verhält sich 
die Vernunftreligion zu der geschichtlich gegebenen 
Religion? Vor Lessing hatte die deutsche Aufklärung alle mög 
lichen Fassungen dieses Verhältnisses erschöpft, unter der Voraus 
setzung, daß in den positiven oder geoffenbarten Religionen ein 
Unbegreifliches enthalten sei, welches die menschliche Vernunft 
niemals zu durchdringen vermöge. Angenommen einmal, daß 
der geoffenbarten Religion solche übernatürliche und irrationale 
Vorstellungen in der That jnwohnen, so konnte sich die auf 
klärende Vernunft in dreifacher Weise dazu verhalten: entweder 
positiv, indem sie jenes Unbegreifliche als ein Uebervernünftiges 
anerkannte; oder indifferent, indem sic gleichgültig davon absah;
	        
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