Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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und naturwidrig erschienen war, erscheint jetzt vollkommen na 
turgemäß und begründet. Jetzt lösen sich die Widersprüche, wel 
che die Verstandesaufklärung auf die geschichtlichen Bildungen 
der Vergangenheit, auf heidnische und christliche Religionsbe 
griffe gehäuft hatte; was sich ungereimt und widerspruchsvoll 
zeigte im Vergleich mit dem Zeitalter der Aufklärung, erscheint 
mit sich selbst in vollkommener Uebereinstimmung, wenn man es 
mit seinem eigenen Zeitalter vergleicht. Die Vcrstandesaufklä- 
rung begriff die Geschichte nicht, weil sie die Entwicklung nicht 
begriff, und sie konnte die Entwicklung nicht fasten, weil ihr 
mit dem Begriff der Monade der Sinn für die Originalität der 
Dinge oder der congeniale Verstand fehlte. Wo sich dieser con- 
geniale Verstand der Dinge bemächtigt, ergreift er überall mit 
der Eigenthümlichkeit und Originalität seines Objects zugleich 
dessen Entwicklung und Geschichte. 
2. Winckelmann und die Alten. 
Das erste Object, welches eine solche congeniale Auffassung 
herausforderte, weil es dem Geiste der deutschen Aufklärung am 
nächsten lag und doch von ihrem schulgerechten Verstände nicht 
ergriffen werden konnte, war das classische Alterthum. Dem 
Standpunkte der cartesianisch-spinozistischen Philosophie blieb das 
Alterthum fremd, weil ihm der Begriff für Kunst, Schönheit 
und Form abging. Lcibniz hatte den Formbegriff im Geiste der 
neuern Philosophie wieder erweckt, er zuerst empfand wieder die 
Verwandtschaft mit den Griechen, vor Allem mit Plato und 
Aristoteles; aber die Verstandesaufklärung, welche ihm folgte, 
vermochte nicht, die griechischen Formen griechisch zu denken und 
zu empfinden, sondern nahm und entstellte sie nach dem Roco- 
cogeschmack ihres Zeitalters.
	        
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