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Wissenschaft, welche Leibniz vereinigt hatte, Erfahrung und
Speculation, treten bei Wolf in gesonderte Erkenntnißweisen
auseinander; und so entsteht jene Metaphysik ohne lebensvolle
Anschauung, jene Empirie ohne Tiefsinn, die zusammen der Phi
losophie das Ansehen einer trockenen Schulweisheit geben, welche
später von den Geniedenkern so tief herabgesetzt wurde. Auf diese
Weise begründet Wolf die Verstand es au fklärung, indem er
die Philosophie encyklopädisch abrundet, systematisch eintheilt und
jeden ihrer Theile logisch disciplinirt. Diese Verstandesaufklärung
ist nicht die Vollendung der leibnizischen Philosophie, sondern nur
eine und zwar die erste Phase ihrer Entwicklung, der systematische
Ausdruck ihres exoterischen Geistes; sie ist nicht, wie man häu
fig meint, der Inbegriff der deutschen Aufklärung, sondern nur
ein Moment in deren Geschichte. Die formelle -Bildung des
Verstandes und die Ausbreitung der logischen Form über alle
Theile des Wissens sind die unstreitigen, positiven Verdienste, wel
che Wolf um die deutsche Aufklärung hat. An das verständige
Denken grenzt unmittelbar das moralische Handeln: darum sind
es neben der formalen Logik die ethischen Wissenschaften, Moral,
Naturrecht, Politik, welche Wolf in seiner Weise ausbildet, in
schulgerechte Formen bringt und unter dem Namen der praktischen
Philosophie dem System einfügt. Hierin ergänzt er die leibnizi-
sche Philosophie, wie später Alexander Baumgarten die wöl
fische durch die Aesthetik vervollständigt. Denn bei Leibniz waren
die ethischen und ästhetischen Begriffe angelegt, aber nicht in
selbständigen Wissenschaften ausgeführt, und bei Wolf fehlte die
Aesthetik.
Es ist nicht schwer, aus diesen Grundzügen der wölfischen
Philosophie den Gesichtspunkt zu erkennen, der ihre gesammte
Weltbetrachtung beherrscht und überhaupt den Charakter der