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in der leibnizischen Philosophie das Jdentitätsprincip der Mona
dologie, welches Seele und Körper in Eines setzt, mit der dua
listischen Denkweise, die Seele und Körper trennt und durch ein
Drittes verbindet. Wollen wir beide in ihrem speculativen Werthe
unterscheiden, so gehört jenes Jdentitätsprincip dem esoterischen,
dieser dualistische Verstand dem exoterischen Geiste der leibnizischen
Philosophie an. Der exoterische Geist will begreiflich machen,
was der esoterische als ursprüngliche Einheit erkennt. Die be
greiflich gemachte Einheit ist eine zusammengesetzte, abgeleitete,
die eben dadurch den Charakter der Ursprünglichkeit und der Ein
heit verliert. So wird die Monade, der Begriff der Individuali
tät, die ursprüngliche Einheit von Seele und Körper in ihre Fac-
toren zerlegt und daraus ein Product zusammengesetzt, das na
türlich kein organisches Ganzes, keine Individualität, keine Mo
nade mehr ist.
Diese Auflösung oder vielmehr diese Veräußerung erfährt
die leibnizische Philosophie in Christian Wolf, während die
eigentliche Lösung ihrer Widersprüche und damit die Grundle
gung eines wahrhaft neuen Princips in der Philosophie erst ein
treten konnte, nachdem der Geist der leibnizischen Lehre in seinem
exoterischen wie esoterischen Charakter vollkommen entwickelt und
ausgebildet war.
2. Lcibniz und Kant.
Unsere Kritik hat gezeigt, daß unter der Bedingung der
Monaden eine klare und deutliche Erkenntniß der Dinge nicht
möglich ist; daß die Monadenkräfte, so sehr sie darnach streben,
nicht im Stande sind, das Problem der Erkenntniß wirklich zu
lösen. Hier entdeckt sich die mangelhafte Voraussetzung der leib-
nizischen und überhaupt der dogmatischen Philosophie. Um die-