Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

725 
deutlich im eigentlichen Sinne des Worts, so kann ihr Urheber 
keine Monade sein in dem Sinne, in dem er selbst diesen Begriff 
versteht. Spinoza mochte uns Alles erklären, eines erklärte er 
nicht: die Möglichkeit des Spinozismus! Er mußte diese Mög 
lichkeit folgerichtig leugnen. Das Aehnliche gilt von Leibniz. 
Er mag uns Alles erklären; eines erklärt er nicht: die Möglich 
keit der Monadologie! Er muß sie folgerichtig leugnen. Er ist 
nicht im Stande, aus seiner eigenen Philosophie heraus diese selbst 
zu rechtfertigen. Ja Leibniz erklärt selbst, daß in der mensch 
lichen Seele die Vorstellung des Ganzen nur möglich sei vermöge 
der kleinen, bewußtlosen Vorstellungen; daß nicht im Geiste und 
dessen bewußten Begriffen, sondern in der dunklen Seele un 
ser Zusammenhang mit dem Universum, der wahre, ungetheilte, 
volle Mikrokosmus bestehe*). Wenn nun die ungetheilte und 
ganze Erkenntniß allein die wahre ist, wird man nicht schlie 
ßen müssen, daß alle wahre menschliche Erkenntniß lediglich im 
dunklen Wissen (Fühlen) enthalten sei, daß sie von den dunkeln 
Seelenkräften erfüllt und ausgemacht, von dem spärlich erhellten 
Verstände dagegen unmöglich erreicht werde? 
2. Die Erkenntniß der fühlenden Seele. 
In der That begegnen wir im Ausgange der deutschen Auf 
klärung, dicht vor der Schwelle der kantischen Philosophie, die 
sem Standpunkte, dargestellt durch die Gefühlsphilosophen 
und Geniedenker, die das trübe und kalte Licht der Verstandes 
erkenntniß auslöschen und alle wirkliche Einsicht dem dunkeln 
Mikrokosmus, dem ungetheilten Gefühl, dem ungeschwächten Jn- 
stincte der Menschennatur anheim geben wollen. Das ist nicht, 
*) Siehe oben Cap. VIII. dieses Buchs. Nr. ÜI. 3.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.