Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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3. Gott als Weltbaiimeister und Weltrcgent. 
Natur und Gnade. 
Zufolge dieses Deismus offenbart sich Gott im Universum, 
in der Körper- und Geisterwelt. Die natürliche Welt gilt als 
die Maschine, die Gott erfunden, als das Gebäude, das er auf 
gerichtet hat. Er offenbart sich in dieser Rücksicht als der Welt 
künstler und Weltbaumeister (iuv6ntsur 6t urolritbeto). Die 
moralische Welt besteht in den Geistern, die nach moralischen Ge 
setzen handeln, die nicht bloß die Macht Gottes bewußtlos offen 
baren, sondern ihn selbst vorstellen, erstreben und lieben. Die 
moralische Welt nimmt zu Gott ein höheres Verhältniß ein, als 
die natürliche. In dieser wird das Verhältniß zwischen Gott und 
Welt nicht gewußt, in der moralischen wird es gewußt und em 
pfunden; dadurch wird ihre Beziehung zu Gott ein sittlich-religiö 
ses Verhältniß, gegründet auf das Bewußtsein der Unterordnung 
und Verwandtschaft. Zu der natürlichen Welt verhält sich Gott, 
wie der Künstler zu seinem Werke, wie der Baumeister zu seinem 
Gebäude; zu der moralischen verhält er sich, wie der König zu 
seinem Staate, wie der Herrscher zu seinen Unterthanen, wie der 
Vater zu seinen Kindern. In der natürlichen Religion, in der 
Vorstellung des höchsten Wesens liegt das Doppelgefühl der Un- 
terthänigkeit und Verwandtschaft. Wir fühlen uns Gott unter 
worfen, wie niedere Wesen dem höchsten, und zugleich Gott ähn 
lich und verwandt, wie Geister dem Geiste. So verbindet uns 
die natürliche Religion mit Gott im Unterthanen- und im Fami 
liengefühl, in der Ehrfurcht und in der Liebe. Unserer Ehrfurcht 
erscheint Gott als Fürst, unserer Liebe als Vater. „Die Geister," 
sagt Leibniz, „sind fähig, in eine Gemeinschaft mit Gott zu tre- 
ter, und Gott verhält sich zu ihnen nicht nur wie ein Erfinder zu
	        
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