Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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einmal festgesetzten Gang der Dinge. Denn was soll dieses Ein 
greifen? Was soll mitten in der gesetzmäßig geschaffenen Welt 
das plötzliche Wunder? Etwa die Welt besser machen? Dies 
hieße die Schöpfung berichtigen; dies hieße anerkennen, daß die 
Welt schlechter ist, als sie zu sein bestimmt war, oder daß die 
geschaffene Welt die beste nicht ist, was der göttlichen Gerechtig 
keit und damit dem Begriff des wahren Gottes selbst widerstreitet. 
Wenn aber ein übernatürliches Eingreifen Gottes in den Gang 
der Dinge überhaupt nicht stattfindet, so ist auch unmöglich, daß 
sich Gott in unmittelbarer und ausnehmender Weise Einzelnen 
offenbart; so müssen die deistischen Begriffe derartige Offenbarun 
gen verneinen, wie sie jene positiven Religionen des reinen Mo 
notheismus, wie sie Judenthum ünd Muhamedanismus bei ihren 
Stiftern voraussetzen. Weil sich nach deistischen Begriffen Gott in 
der Weltordnung d. h. auf eine natürliche Weise offenbart, darum 
erscheint dem reinen Deismus jede naturwidrige oder übernatür 
liche Offenbarung Gottes unmöglich, und Alle werden ihm ver 
dächtig, die sich für Träger und Auserwählte einer solchen Offen 
barung ausgeben. Unter diesem Gesichtspunkte richteten sich die 
wolfenbüttler Fragmente, die auf den reinen Deismus gegrün 
det waren, gegen die Bibel und die daraus gegründete Religion. 
Leibniz' natürliche Theologie war, was sie ihrer ganzen An 
lage nach sein mußte: Deismus. So hat Lessing die leibnizische 
Lehre beurtheilt; er hat mit der größten Entschiedenheit behaup 
tet, daß sie klarer und bewußter Deismus gewesen sei. Dem 
leibnizischen Deismus ist es nicht eingefallen, den Wunder- und 
Offenbarungsglauben, die Menschwerdung Gottes, die Trini 
tät u. s. f. zu seinen Wahrheiten zu rechnen; er wollte sie nur 
den positiven Religionen nicht rauben. Er setzte sie ohne Wei 
teres auf die Liste des Uebervernünftigen, und hier muß man
	        
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