Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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überall auf den eigenen Gewinn bedacht ist und die fremden 
Mängel darüber fast vergißt, verkleinert sich im praktischen Leben 
hie und da zu einem persönlichem Interesse, welches bisweilen 
einem kleinen Eigennutze gleichkommt. Er liebt die Gunst der 
Großen und empfindet es schmerzlich, wenn er sie einbüßt. Dies 
begreift sich leicht aus der Gewohnheit seines Lebens, welches 
frühzeitig diese Gunst gewann und fast immer von den Launen 
derselben abhängig blieb. Sein Ehrgeiz bewirbt sich um Stellen, 
die seiner Person mehr äußern Glanz gewähren, als sie seinem 
Geiste angemessen sind. Man sagt ihm nach, daß er den Schmei 
cheleien zugänglich gewesen sei und den persönlichen Widerspruch 
schwer vertragen konnte. So unregelmäßig sind die großen 
Charaktere und doch so folgerichtig! Mit einer Milde und Tole 
ranz in wichtigen Dingen, die an Hoheit gränzt, verbindet sich 
in Leibniz ein gewisser reizbarer Eigensinn und eine leicht zu be 
rührende Empfindlichkeit. Es ist dasselbe ausgeprägte Selbst 
gefühl, das sich dort in seiner Ueberlegenheit und Kraft, hier in 
seiner natürlichen Schwäche offenbart. Aus derselben Quelle 
fließt die schonende Nachsicht mit den Fehlern Anderer und das 
lebhafte, reizbare Gefühl für die kleinen Verletzungen. Er suchte 
die materiellen Vortheile, die fürstlichen Pensionen vielleicht mehr, 
als er nöthig hatte; doch muß man hinzufügen, daß er aus die 
sen Quellen allein seinen Lebensunterhalt schöpfte. Denn er 
hatte wenig und gewann mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten 
Nichts. 
6. Zerstreute und vielgeschäftige Thätigkeit. 
Und diese Arbeiten, insbesondere sein philosophisches Lehr 
gebäude, mußten natürlich unter der Vielgeschäftigkeit seines Le 
bens leiden. Wußte er mit seinem Universalgenie Alles in rast
	        
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