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handelt nicht willkürlich, also handelt er nach Gesetzen. Aber
er handelt nicht nach metaphysischer Nothwendigkeit. Also nach
welchen Gesetzen handelt Gott? Welches ist die göttliche Noth
wendigkeit, da sie weder die metaphysische noch die physikali
sche ist?
II.
Das Wesen Gottes.
!. Die höchste Kraft.
Gott ist die höchste Monade. Diesen durch die Monaden
lehre gebotenen und bewiesenen Begriff nehmen wir zum Aus
gangspunkte und zur Richtschnur für die natürliche Theologie.
Daraus ergeben sich die nähern Bestimmungen Gottes, und wenn
diese einander widersprechen sollten, so liegt der Keim des Wider
spruchs schon in dem ersten Grunde der natürlichen Theologie.
Als die höchste Monade oder, wie sich die Aufklärung mit Vor
liebe ausdrückte, als das höchste Wesen, ist Gott schrankenlos,
also immateriell und darum absolut vollkommen. Mit der
Schranke fehlt in Gott das negative Princip, das in jedem an
dern Wesen die Kraft und Vollkommenheit begränzt und darum
die Unvollkommenheit begründet: Gott ist, als das absolut voll
kommene Wesen, lauter Realität, oder, um den wölfischen Aus
druck vorwegzunehmen, er ist das allerrealste Wesen. Nachdem
Leibniz in der Monadologie die Existenz und Einheit Gottes be
wiesen hat, so folgert er daraus die Aseität und lautere Wirklich
keit Gottes, welche den Begriff der absoluten Vollkommenheit
ausmacht. „So läßt sich schließen, daß dieses höchste Wesen,
welches einzig, allgemein und nothwendig ist, Nichts außer sich
hat, das von ihm unabhängig wäre, und daß es die einfache
Folge seiner selbst ist: darum muß es schrankenlos sein und alle