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aller Dinge, so gilt von ihr, was von jedem Dinge gilt: die
Welt ist zufällig, also muß es eine Ursache der Welt geben, die
nicht zufällig ist, d. h. eine nothwendige und ewige Ursache.
Nimmt man die Welt als ein Ganzes, so muß jene Weltursache
ein einziges Wesen sein. Gilt das Weltganze als eine zweck
mäßige, planvolle Ordnung, so muß jene einzige Weltursache ein
zweckthätiges, denkendes, persönliches Wesen d. h. eine weise
Ursache oder ein Welturheber sein. Aus dem Dasein der Welt
schließen wir die Eristcnz Gottes: das ist der kosmologische Be
weis in seiner physikalischen Form. Aus der Einheit der Welt
schließen wir die Einheit Gottes, aus der zweckmäßigen Verfas
sung der Welt die moralische Einheit oder Persönlichkeit Gottes:
das ist der kosmologische Beweis in seiner teleologischen (physiko-
theologischen) Form.
Diesen auf die Existenz (nicht der Welt, sondern) der Welt
ordnung gestützten Beweis bezeichnet Leibniz selbst als ein neues,
bisher nicht gekanntes Argument. „Es ist klar," setzt er hinzu,
„daß die Uebereinstimmung so vieler Wesen, die keinen gegenseiti
gen Einfluß auf einander ausüben, nur von einer allgemeinen
Ursache herrühren kann, die alle Dinge lenkt und eine unendliche
Macht und Weisheit in sich vereinigen muß, um deren harmoni
sche Ordnung vorherzubestimmen *)."
3. Der Beweis aus de» ewigen Wahrheiten.
Die Hauptrichtung, welche Leibniz in seinen Beweisen vom
Dasein Gottes immer verfolgt, geht von der Zufälligkeit der
Welt auf die Nothwendigkeit Gottes. Die Welt ist nur in be
dingter oder hypothetischer Weise nothwendig. Die hypothetische
■■') Cousiderations sur le principe de vie. Op. phil.
pg, 430.