Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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im metaphysischen Sinne des Wortes. Wäre sie dies, so müßte 
ihr Gegentheil unmöglich sein. Daß ich in diesem Augenblicke 
diese Zeilen hier schreibe, ist eine Handlung, die sich aus meiner 
Neigung erklärt; aus einer Neigung, deren letzte Bedingungen 
sich weit hinaus in mein vergangenes Seelenleben erstrecken: inso 
fern ist meine gegenwärtige Handlung durchgängig bestimmt 
und vollkommen motivirt. Ist sie deßhalb nothwendig, näm 
lich so nothwendig, daß ihr Gegentheil unmöglich ist, daß ich 
in diesem Augenblicke schlechterdings nichts anderes thun kann, 
als gerade diese Zeilen schreiben? Man braucht die Frage nur 
zu stellen, um sie zu verneinen. Denn bei der unendlichen Fülle 
von Neigungen und Bestrebungen, welche die menschliche Seele 
in sich schließt, wäre es eben so gut denkbar, daß in diesem 
Moment eine andere Neigung überwiegt, daß mich eine andere 
Willensabsicht zu einer andern Handlung bestimmt. Und die 
letzte aller Bedingungen, woraus unsere Neigungen folgen, liegt 
in der ursprünglichen Disposition der Seele, in der ihr eingebe» 
nen Anlage, in der Existenz unsrer Individualität. Ist diese 
Existenz nothwendig im metaphysischen Sinne? Eben so noth 
wendig, als eine geometrische Wahrheit? Ist sie etwa absolut? 
Wie sic das letztere nicht ist, so ist ihre Nothwendigkeit eine rela 
tive, bedingte, hypothetische, d. i. eine solche Nothwendigkeit, 
die nicht unter allen, sondern nur unter gewissen Umständen statt 
findet. Und eben diese bedingte Nothwendigkeit, die von unserm 
Dasein überhaupt gilt, erstreckt sich auch auf alle Willensäuße 
rungen desselben. Wie man bei der Freiheit genau unterscheiden 
muß zwischen der Selbstbestimmung und Willkür, so muß man 
bei der Nothwendigkeit genau unterscheiden zwischen der absoluten 
und relativen, zwischen der metaphysischen (geometrischen) und 
der natürlichen (physikalischen) Nothwendigkeit. Die Freiheit des
	        
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