Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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in jedem Individuum zahllose Fäden, die es mit allen Dingen, 
alle Dinge mit ihm verbinden; doch ist jedes Individuum von 
Natur in ein solches unendlich seines, unendlich mannigfaltiges, 
nie ganz zu entwirrendes Gewebe verflochten. Wie in dem Mit 
telpunkte eines Kreises zahllose Radien zusammenlaufen, zahl 
lose Centriwinkel (entweder factisch oder idealiter) enthalten sind, 
so schließt die menschliche Seele unendlich viele Beziehungen und 
Vorstellungen in sich. Jenen unsichtbaren Fäden im Gewebe der 
Welt entsprechen die bewußtlosen kleinen Vorstellungen in der 
Seele des Menschen. „Sie bilden," sagt Leibniz, „jenes un 
sagbare Etwas, die Empfindungsweise, die sinnlichen Vor 
stellungen, die im Ganzen klar, im Einzelnen verworren sind; 
die Eindrücke, welche die Außenwelt auf uns ausübt, und die 
das Unendliche in sich schließen, nämlich das Band, das jedes 
Wesen mit dem ganzen übrigen Universum verbindet*)." 
3. Schlaf und Wachen. (Das Träumen.) 
Unsere Erfahrung kennt keinen Lebenszustand, worin die 
vorstellende Kraft pausirt und der Geist aufhört, Vorstellungen 
zu bilden. Etwa den Schlaf? Auch das schlafende Leben hat 
seine Vorstellungen, indem es träumt, und wir träumen i m - 
m e r. Was man den traumlosen Schlaf nennt, das ist nichts, 
als der tiefe Schlaf, an dessen Träume wir uns nicht mehr er- 
*) Ces petites perceptions sont done de plus grande effi- 
cace qu’on ne pense. Ce sont eiles, qui foranent ce je ne 
sai quoi, ces gouts, ees Images des qualite's des sens, claires 
dans l’assemblage, mais confuses dans les parties; ces itnpres- 
sions, que les corps, qui nous environnent, fönt sur nous et qui 
enveioppent l’infini; cette liaison, que chaque etre a 
avec tout le reste de l’univers. Nouv. ess. Avant 
propos. Op. phil. pg. 197.
	        
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