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feite des Geistes wieder zurückgehen. Das Bewußtsein erleuchtet
nie alle Vorstellungen zugleich, so wenig die Sonne in einem
Augenblicke alle Orte der Erde bescheint, sondern es sind immer
die am meisten entwickelten, intensivsten Vorstellungen, die ge
wußt werden, während die übrigen nach dem Grade ihrer Inten
sität mehr und mehr an Deutlichkeit abnehmen, sich mehr und
mehr von dem Bewußtsein entfernen und zuletzt unter dessen
Horizont, unter das Niveau unserer Aufmerksamkeit herab
sinken.
in
Zusammenhang des Unbewußten und Bewußten.
1. Die kleinen Vorstellungen als Elemente
des Bewußtseins.
Der bewußte Geist sieht die Vorstellungen, wie das ent
wickelte Auge die sinnlichen Dinge, im Verhältniß der Per
spective. Je näher das Object unserm Gesichtspunkte, um so
klarer das Bild, und umgekehrt, je entfernter das Object, um
so schattenhafter seine Erscheinung. In der bewußten Seelen
region sind nicht alle Vorstellungen gleich deutlich, ebenso wenig
als in unserm Gesichtskreise alle Dinge gleich sichtbar. An der
Grenze des Horizontes verschwindet das Sichtbare, und innerhalb
desselben werden die sichtbaren Dinge um so bemerkbarer, je nä
her sie unserm Gesichtspunkte kommen; um so dunkler, je weiter
sie davon abliegen. Auch der bewußte Geist hat seinen Horizont,
der gleichsam die Grenzlinie bildet zwischen den bewußtlosen und
bewußten Vorstellungen. Was dieser Horizont in sich schließt,
wird gewußt, aber nickt mit derselben Deutlichkeit; was jenseits
desselben liegt, ist dem Bewußtsein nicht gegenwärtig. Wie die
sinnlichen Erscheinungen allmählich in unsern Gesichtskreis ein