Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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standes einen so divinatorischen, ich möchte sagen poetischen Blick 
für die ganze Fülle der menschlichen Natur zu verbinden wußte. 
Wir haben den „kleinen Vorstellungen" eine dreifache Bedeu 
tung beigelegt: sie sind das Bindeglied, welches den Geist mit 
der Natur verknüpft und in dem natürlichen Stufengange der 
Dinge festhält; sie sind, wenn wir sie richtig verstehen, der 
Schlüssel für das Labyrinth der einzelnen Menschenseele; sie bil 
den die Schwelle des Bewußtseins. 
I. 
Die Continuität des Seelenlebens. 
1. Die Thatsache bewußtloser Vorstellungen. 
Die Thatsachen der Natur und die Principien der Meta 
physik werden zusammengeführt, um das Dasein der bewußtlosen 
Vorstellungen in unserer Seele zu beweisen. Wie in den Kör 
pern die bewegenden Kräfte von der Natur dargethan und von 
der Metaphysik erklärt werden, so im Geiste die bewußtlos vor 
stellenden Kräfte. Hier findet sich dieselbe Uebereinstimmung 
zwischen den Thatsachen der Psychologie und den Principien der 
Metaphysik, welche wir oben zwischen der Metaphysik und der 
Physik entdeckt haben. 
Zunächst gelten uns die bewußtlosen Vorstellungen als eine 
nothwendige Annahme, ohne welche die Thatsache des Geistes 
so wenig erklärt werden kann, als ohne bewegende Kräfte die 
des Körpers. Der Geist nämlich war die bewußte Vorstellung 
seiner selbst und der Welt, und daraus folgte nothwendig die 
deutliche und vernunftgemäße Erkenntniß der Dinge. Eine solche 
Erkenntniß bestand in nothwendigen und ewigen Wahrheiten, die 
nicht gefaßt werden konnten ohne Begriffe, die uns ursprünglich 
gegeben sind, d. h. ohne angeborne Ideen. Angeboren aber sind
	        
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