Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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ticularen Urtheilen, die er von Thatsachen abgeleitet hat, sondern 
er urtheilt aus Principien und schließt nach Vernunstgründen. 
Und wie sich der Geometer oder der mit der Analyse vertraute 
Kopf von dem gewöhnlichen Rechnenlehrer unterscheidet, der dem 
Gedächtniß der Knaben die Regeln der Arithmetik mechanisch bei 
bringt, deren Gesetze er selbst nicht kennt, und der geradezu rath 
los ist, wenn ihm eine etwas ungewöhnliche Frage begegnet: so 
unterscheidet sich der empirische Kopf von dem rationalen und die 
thierische Combinationskraft (consecutiones bestiarum) von der 
menschlichen (ratiocinatio). Wenn wir auch noch so viele Fälle 
durch eine Reihe von Experimenten festgestellt haben, so sind wir 
doch niemals des beständigen Erfolges sicher, außer wir finden 
nothwendige Principien, woraus endgültig folgt, daß die Sache 
schlechterdings so sein müsse. Darum sind die Thiere unfähig, 
allgemeine Urtheile (universalitatem propositionum) zu fassen, 
weil sie die Kategorie der Nothwendigkeit nicht kennen. Und 
mögen auch bisweilen die Empiriker auf dem Wege der Induc- 
tion zu wahrhaft allgemeinen Sätzen gelangen, so geschieht es 
nur durch Zufall (per accidens)' und nie durch die Gewalt ih 
rer Methode (vi consecutionis) *)," 
5. Das Vermögen der Principien. 
Ohne Principien giebt es keine allgemeinen und nothwendi 
gen Urtheile, keine rationale Erkenntniß, keine wirkliche Wissen 
schaft. Wie nun das Princip oder Wesen der Dinge den Grund 
aller Erscheinungen bildet, so bildet die Vorstellung jenes Prin 
cips oder der Begriff vom Wesen der Dinge den Grund unserer 
rationalen Erkenntniß. Wo diese allgemeinen und nothwendigen 
*) Commentatio de anima brutorum. Nr. XIV. Op. phil. 
pg. 464, 465. 
Fischer, Geschichte der Philosophie II. — 2. Auflage. A4
	        
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