Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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so ist die bewußte Vorstellungskraft ein bewußtes Selbst oder 
Selbstbewußtsein. Das Bewußtsein nämlich, so können 
wir uns in einer grammatischen Formel ausdrücken, regiert einen 
doppelten Accusativ der Person und der Sache: es stellt die Dinge 
und zugleich sein eigenes Wesen sich selbst (sidi) vor, es ist in 
der letztem Rücksicht eine doppelte Reflexion, indem es sich selbst 
sowohl im Dativ als im Accusativ regiert, und eben in diesem 
Sinne nennen wir es Selbstbewußtsein. Das Bewußtsein ist 
die reflexive Vorstellung der Dinge. Das Selbstbewußtsein ist 
die reflexive Vorstellung des eigenen Wesens. In der Monade 
fallen beide zusammen, denn da sie eine Vorstellung der Welt 
oder einen Mikrokosmus bildet, so ist ihr Selbstbewußtsein zu 
gleich Weltbewußtsein und umgekehrt. 
Der Geist ist demnach, da er deutliche Vorstellungskraft ist, 
selbstbewußte Monade. Daraus erklären sich die eigenthümlichen 
Kräfte oder Attribute des Geistes: es sind die natürlichen Seelen- 
kräste in der Potenz des Bewußtseins. Jede natürliche Seele war 
die Entwicklung eines Individuums, und da jede Entwicklung 
durch einen Zweck bestimmt wird, den sie verwirklicht, so waren 
die natürlichen Seelenkräfte Vorstellung und Streben (Perception 
und Appetition), denn die Vorstellung ist die Kraft, welche 
Zwecke setzt, und das Streben diejenige, welche Zwecke verfolgt. 
Also ist der Geist als bewußte Monade ein Individuum, welches 
sich mit Bewußtsein entwickelt, d. h. welches mit Bewußtsein 
vorstellt und mit Bewußtsein strebt. Mit Bewußtsein vorstellen 
heißt wissen oder erkennen, mit Bewußtsein streben heißt wol 
len. Auf das Erkenntnißvermögen gründet sich die Wissenschaft, 
auf den Willen die Moral. 
Unter Wissenschaft nämlich verstehen wir das Bewußtsein 
vom Zusammenhange der Dinge, und dieser Zusammenhang be-
	        
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