Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Nun ist das herrschende, positive Christenthum in die Gegen 
sätze der Kirchen und Bekenntnisse getheilt. Der römisch-katho 
lischen Kirche steht der Protestantismus entgegen, und dieser selbst 
zerfällt wieder in die Bekenntnißgegcnsätze der Lutherischen und 
Reformirten. Das harmonistische Streben, welches Leibnizens 
geistige Persönlichkeit durchdringt und das wir so eben auf den 
philosophischen Gebieten kennen gelernt haben, setzt sich fort auf 
den praktischen Gebieten der Kirche und Religion. Wir sehen 
ihn Jahre lang eifrig bemüht, die großen kirchlichen Parteien zu 
vereinigen und die Bedingungen zu finden, unter denen sich eine 
umfassende kirchliche Gesammtheit Herstellen läßt, ohne die inne 
ren Glaubenseigenthümlichkeiten zu vertilgen. Innerhalb der 
europäischen Christenheit, insbesondere der deutschen, arbeitet 
Leibniz für die Wiedervereinigung der katholischen und protestan 
tischen Kirche; innerhalb der letzteren arbeitet er für die Vereini 
gung der lutherischen und reformirten. Seine Ziele sind erst die 
Reunion der beiden großen durch den Protestantismus getrenn 
ten Kirchengebiete, dann die Union der in sich gespaltenen evan 
gelischen Kirche. Die Reunion bedeutet die allgemeine christliche 
Kirche, die alle berechtigten Glaubensformen in sich vereinigt; 
die Union bedeutet die allgemeine evangelische Kirche. So ist es 
überall die universelle, umfassende, den Zwiespalt in sich aus 
gleichende Kirche, die Leibniz im Sinn hat und aus dem gege 
benen Material geschichtlicher Gegensätze, die ihm vorliegen, ver 
wirklichen möchte. 
Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen in der 
Philosophie, Vereinigung zwischen Philosophie und Religion, 
Vereinigung der entgegengesetzten Grundrichtungen innerhalb der 
Religion, innerhalb der christlichen Kirche (des Katholicismus 
und Protestantismus), Vereinigung der entgegengesetzten Grund
	        
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