Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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darum darf Leibniz behaupten, daß innerhalb des materiellen 
Universums jede Seele ihren Körper am deutlichsten vorstellt. 
„Obgleich jedes Individuum das ganze Universum vorstellt, so 
stellt es doch deutlicher den Körper vor, der ihm angehört und 
dessen Entelechie es ausmacht, und wie dieser Körper vermöge 
des Zusammenhangs aller Materie in der Körperwelt das ganze 
Universum ausdrückt, so stellt die Seele zugleich das Universum 
vor, indem sie ihren Körper vorstellt*)." 
Jeder Körper ist ein deutliches Individuum und ein unklarer 
Mikrokosmus: ein deutliches Individuum, weil er auf eine aus 
schließende und bestimmte Weise die Kraft ausdrückt, die ihn be 
seelt; ein unklarer Mikroskosmus, weil er die andern Körper 
*) Ainsi quoique chaque monade cree'e represente tont Tuni- 
vers, eile represente plus distinctement le corps, qui lui est 
affecte particulierement et dont eile fält f entelechie: et comme 
ee corps exprime tout 1’univers par la connexion de tonte la 
matiere dans le plein, Tarne represente aussi tont Tuniyers en 
representant ce corps, qui lui appartient d’une maniere parti- 
culiere. Monadol. Kr. 62. Op. phil. pg. 710. 
Die vorstellende Thätigkeit der Dinge bezeichnet Leibniz bald durch 
„representer“, bald durch „exprimer“. Dieser Sprachge 
brauch ist darum bemerkenswerth, weil er die Begriffe der vorstellenden 
Kraft erleuchtet und den Unterschied kenntlich macht zwischen der bloßen 
und bewußten Vorstellung. Die bewußte Vorstellung ist nach Innen 
gerichtet und bezieht sich auf das Subject zurück, von dem sie ausgeht. 
Die bloße Vorstellung ist nach Außen gerichtet und bezieht sich nicht auf 
ihr Subject zurück. Die Dinge sind nur die Accusative (Objecte) ihrer 
vorstellenden Thätigkeit, nicht deren Dative (Personen): sie stellen sich 
vor, d.h. so nicht sibi. Die bewußte Vorstellung ist reflexive Thätigkeit, 
die bloße nur expressive; was die bewußtlosen Dinge vorstellen, ist nicht 
Reflexion (subjective Vorstellung oder Begriff), sondern nur Expression 
(objective Vorstellung oder Form). Daher representer — exprimer.
	        
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