gewöhnlichen Lebensgüter, der öffentlichen Wirksamkeit mit ihrem
Einfluß und ihrer Bedeutung gern entsagte. Alle Geltung, die
man in amtlichen Würden und Wirkungskreisen gewinnt, hat
Spinoza entbehrt; er nahm nicht den mindesten Theil an dem
Wetteifer der Menschen in der großen Rennbahn der Welt,- er
hatte den Ehrgeiz nicht, den jener Wetteifer nährt und steigert; so
blieb er frei von den menschlichen Schwächen und Kleinheiten, wel
che im Eigennutz ihren Grund haben.
In allen diesen Punkten finden wir in Leibniz das sprechende
Gegentheil von Spinoza. Er durste in Uebereinstimmung mit
seinem System eine bewegte, allseitige, einflußreiche Thätigkeit
auf der Weltbühne entfalten und sich eine Geltung in seinem Zeit
alter erwerben, die ihn glänzend hervorhebt; aber verflochten mit
seinen Neigungen in das Treiben der Welt, in den Wetteifer der
menschlichen Dinge, ist sein Charakter auch den kleinen Leiden
schaften und Schwächen nicht entgangen, dem Ehrgeiz und Ei
gennutz, die in den Reibungen des menschlichen Wetteifers sich
nothwendig entzünden. Das ist zwischen Spinoza und Leibniz der
Gegensatz sowohl ihrer Systeme als Charaktere, daß dort das
Große sich von dem Kleinen freimacht und in seiner Unabhängig
keit davon erscheint, hier dagegen ohne das Kleine nicht sein kann
und auf das Innigste mit deinselben zusammenhängt.
II.
Leibnizens universalistische Aufgaben.
Während Spinoza's Lehre, ausschließend und starr in ihrer
Haltung, den Typus der dogmatischen Philosophie vollendet, ist
die leibnizische in der Unruhe des Fortschreitens und in einer
Richtung begriffen, die schon dem Geiste der kritischen Philoso
phie zustrebt; während sich Spinoza zu den geschichtlich gegebenen