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und bleibt in dieser Verwandlung ewig dasselbe Individuum, so
wie in allen Stufen einer Entwicklung deren Subject dasselbe
eine Wesen bleibt. Leibniz verneint die Transmigration der
Seele und behauptet die Transformation des Körpers; er ver
neint die Metempsychose und behauptet die Metamorphose:
jede Monade iss Leben, jedes Leben ist Entwicklung, jede Ent
wicklung ist Transformation oder Metamorphose. Nun ist jeder
Körper vermöge seiner inwohnenden Kraft immer bewegt, also
in einer fortwährenden Veränderung begriffen: er gleicht, um in
dem leibnizischen Bilde zu reden, dem Schiffe des Theseus, wel
ches die Athener immer von Neuem wieder ausbessern*). „Die
Körper," sagt die Monadologie mit einem bildlichen Ausdrucke,
der an Heraklit erinnert, „sind in beständigem Flusse, wie die
Bäche; unablässig wechseln ihre Theile, indem die einen kommen
und die andern gehen **)."
Die Entwicklung des lebendigen Individuums oder die
Transformation ist daher eine fortwährende Metamorphose
des Körpers. Aber in der körperlichen Natur giebt es nur mecha
nische Kräfte und darum auch nur mechanische Veränderun
gen , die keine anderen sein können als die Ausdehnung und Zu
sammenziehung des Körpers, die Vermehrung und Verminde
rung seiner Theile, die Bildung und Auflösung seiner Gestalten.
In diesem unaufhörlichen Wechsel besteht das körperliche Leben,
und wie jede bestimmte Gestalt, jede Lebensform gebunden ist an
ein gewisses Maß der Ausdehnung und Größe, an eine gewisse
Summe der Theile, so ist mit der beständigen Vermehrung und
Verminderung derselben in dem körperlichen Dasein auch noth-
*) Ep. ad Wagnerum de vi act. corp. Nr. IY. Op. phil.
pg. 466.
**) Monadologie. Nr. 71. pg. 711.