Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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viduum anderer Art zu werden. Man sieht selbst etwas Aehnli- 
ches außerhalb der Zeugung, wie wenn die Würmer Fliegen und 
die Raupen Schmetterlinge werden*)." 
4. Die ursprünglichen Individuen oder Sameiithiere. 
Die Anlage jedes lebendigen Körpers ist selbst ein lebendiger 
Körper oder ein Individuum. Ist das Individuum ein thieri 
scher Organismus, so ist seine Anlage oder der Same, aus dem 
es hervorgeht, selbst ein Samenthier. Aus diesen ursprünglich 
gegebenen Samenthieren (animaux spermatiques, animalcula 
spermatica) entsteht alles animalische Leben, auch das mensch 
liche. Die Samenthiere bedeuten, daß der thierische Same an und 
für sich Organismus oder Individuum ist, daß mithin das thieri 
sche Individuum nicht gezeugt, sondern durch die Zeugung nur 
entwickelt oder zu weiterer Ledensentwicklung fähig gemacht wird. 
In dieser Annahme, welche die Grundrichtung seiner Philosophie 
verlangt, wurde Leibniz unterstützt durch die Erfahrungswiffen- 
schaft seiner Zeit, welche damals in holländischen Physiologen, 
namentlich Leeuwenhoek, die Existenz der Samenthiere mikrosko 
pisch entdeckte. Damit verbindet sich die andere Hypothese, daß 
vermittelst der Zeugung einige dieser Samenthiere nicht bloß zu 
weiterer, sondern zugleich zu höherer Lebensentwicklung dis- 
ponirt und auf diesem Wege in eine höhere Ordnung der leben 
digen Wesen eingeführt werden. „Die Thiere," heißt es in der 
Monadologie, „deren einige sich zu der Stufe der höchsten 
Individuen vermöge der Zeugung erheben, können sperma 
tisch genannt werden, aber diejenigen unter ihnen, welche in 
ihrer Art bleiben, und das ist der größte Theil, werden geboren, 
*) Monadologie. Nr. 74. Op. phil. pg. 711. Considera- 
tions sur la doctrine d’un esprit universel. pg. 179. 
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