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Vielmehr schließt die Seele den Körper in sich als Mittel
ihrer Entwicklung, und wie jede Entwicklung nach einem be
stimmten Zwecke geschieht, von dem sie als Anlage ausgeht, auf
den sie als Ziel gerichtet ist, so muß auch das Mittel von diesem
Gesichtspunkte abhängig gemacht und daher von dem Körper ge-
urtheilt werden, daß die Seele die Anlage und das Ziel seiner
Kräfte bildet.
So ist in der Weltordnung die Körperwelt gleichsam das
Mittel, wodurch sich das Seelenreich entfaltet; so ist das See
lenreich die Anlage und das Ziel der Körperwelt, die moralische
Welt daher der letzte Zweck der natürlichen").
In der Welterklärung bildet demnach der Zweckbegriff das
ursprüngliche und umfassende Princip, welches den Begriff der
Causalität in sich schließt und sich mit diesem in die physikalische
Erklärung der Dinge theilt. Der Gesichtspunkt der Teleologie
ist aus die ganze Weltordnung gerichtet, auf die Natur als Uni
versum; der Gesichtspunkt der Causalität geht ausschließlich auf
die Körperwelt, auf die Natur im engern Sinne: jener ist das
metaphysische, dieser das physikalische Princip. Beide schließen
sich daher so wenig aus, daß vielmehr die Metaphysik als Quelle
der Physik, die zweckthätige Kraft als letzter Grund der bewe
genden, als „fons mecliamsmi“, die causae finales als der
Körper erklärt und die er namentlich gegen Bayle zu rechtfertigen ge
sucht habe. Dies ist ein Irrthum, der Spinoza eben so sehr als Leib-
niz verkennt. Bei Spinoza ist das Verhältniß von Denken und Ausdeh
nung nicht Harmonie im eigentlichen Sinne, geschweige denn vorher
bestimmte , und bei Leibniz verhält sich die Seele zum Körper anders als
bei Spinoza. M. Mendelssohns sümmtl. Werke Bd. I. S. t 7 7 flgd.
Vgl. dagegen Joh. Gottfried Herders sämmtl. Werke Bd. VI. Gott.
S. 120 flgd.
*) Vgl. Monadologie. Nr. 87. 88. Op. phil. pg. 712,